Bryonia alba

Bryonia alba
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Alles über Homöopathie & Globuli: Das sollten Sie über Bryonia alba und dessen homöopathische Wirkung und Anwendung wissen:

Lateinischer Name Bryonia alba
Deutsche Bezeichnung Weiße Zaunrübe, Weißbeerige Zaunrübe
Synonyme Faselwurz, Gichtwurz, Heckenrübe, Heilige Rübe, Hundsrübe, Teufelsrübe
Familie Cucurbitaceae (Kürbisgewächse)
Material der homöopathischen Arznei Frische Wurzel vor der Blütezeit geerntet

 

Der lateinische Name Bryonia alba steht für die stark giftige Pflanze Weißbeerige Zaunrübe, die zur Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) gehört und auch unter den Namen Faselwurz, Gichtwurz, Heckenrübe, Heilige Rübe, Hundsrübe oder Teufelsrübe bekannt ist.

Im Bereich der Homöopathie wirkt Bryonia alba auf alle serösen Membranen des menschlichen Organismus, welche die inneren Organe und Eingeweide umhüllen, auf die Schleimhäute von Kopf, Brust, Gelenken und des Magen-Darm-Traktes. Das homöopathische Mittel kommt hauptsächlich zur Behandlung akuter Erkrankungen und Entzündungen mit Ergussbildung zum Einsatz, bei akuten Erkältungen mit trockenem, hartem Husten und Stichen in der Brustregion, trockenen Schleimhäuten, Brustfellentzündung (Pleuritis), berstenden Kopfschmerzen, Verstopfung (Obstipation) oder Gelenkschmerzen (Arthrose) mit bewegungsabhängigen und stechenden Schmerzen, Hexenschuss, Gicht, Rheuma. Die Erkrankungen gehen mit starker Trockenheit und Entzündungen der Schleimhäute einher.

Das homöopathische Einzelmittel wird aus der frischen Wurzel der Pflanze vor der Blütezeit hergestellt.

Bryonia alba: Botanischer Steckbrief

In der Familie der Cucurbitaceae (Kürbisgewächse) gibt es zwei Arten der ausdauernden Pflanze: Bryonia alba (Weiße Zaunrübe) und Bryonia dioica oder Bryonia cretiva (Rotbeerige Zaunrübe). Bei dem homöopathischen Einzelmittel handelt es sich um die hochgiftige Weiße Zaunrübe. Aus der hellgelben, rübenförmigen, bis zu 2,5 kg schweren und etwa 50 Zentimeter großen Wurzel der Kletterpflanze wachsen bis zu 4 Meter lange Stängel mit einfachen, korkenzieherartigen Ranken, die in der Mitte des Stängels ihre Drehrichtung ändern. Bryonia alba ist einhäusig, d.h. Staubblätter und Fruchtknoten befinden sich in einer Blüte. Die nur millimetergroßen Blüten sind grünlich-weiß mit einer kahlen Narbe, woraus sich später die erbsengroßen, schwarzen Beeren der Pflanze entwickeln. Die fünflappigen, handförmigen Blätter der Pflanze erscheinen scharf gezähnt, der mittlere Blattlappen ist wesentlich länger als die seitlichen Blattlappen. Alle Pflanzenteile der Zaunrübe gelten als stark giftig, ihre jüngeren Stängel sind allerdings weniger giftig als die Beeren und Wurzeln.

Die ursprüngliche Herkunft der Pflanze ist Südosteuropa, Westasien und Nordafrika. Bryonia alba fühlt sich wohl und gedeiht in Hecken und Zäunen auf frischem, nährstoffreichen, humosen und lockeren Lehmböden.

Bryonia alba in der Volksmedizin

Bryonia alba wurde bereits in der Antike als Heilpflanze verwendet. Der berühmteste Arzt des Altertums Hippokrates (460 v. Chr. – 370 v. Chr.) setzte die Zaunrübe bei gynäkologischen Beschwerden oder Mastdarmvorfällen ein. Der griechische Arzt aus dem 1. Jahrhundert Dioskurides (gestorben 90 n. Chr.) verordnete die Früchte der Pflanze bei Epilepsie, Schlaganfall, Schwindel und zur Abtreibung. Bryonia wurde auch als „Reinigungsmittel“ (Abführmittel) verwendet. Dafür wurde Bier in die ausgehöhlte Wurzel gefüllt und etwa zwei Tage später ausgetrunken. Die Benediktinerin und Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 – 1179) warnte in der damaligen Zeit schon vor der Giftigkeit der Pflanze und empfahl nur die äußere Anwendung bei Geschwüren an den Beinen. Ab dem Mittelalter kamen noch weitere Indikationen wie Rheuma, Gicht, Husten und Schwindsucht auf, die Behandlung mit Bryonia führte aber auch häufig zu heftigen Vergiftungen. Im Jahr 1834 prüfte dann der Gründer der Homöopathie Samuel Hahnemann die Zaunrübe als homöopathisches Mittel. Im Bereich der Phytotherapie wurde Bryonia wegen seiner toxischen Curcurbitacine als stark abführendes Mittel eingesetzt, denn es regt direkt die Dünn- und Dickdarmperistaltik an, was wiederum die Passagezeit des Darminhalts erheblich verkürzt. Die Wirkung von Bryonia als Therapeutikum kann schon nach etwa 30 Minuten einsetzen, die Zaunrübe ist so stark wirksam und schlecht steuerbar, dass es in der heutigen Zeit nicht mehr in der Phytotherapie, sondern nur noch in der Homöopathie und Spagyrik eingesetzt wird. Bryonia hat aus diesem Grund auch eine Negativ-Monografie bei der Kommission E, der selbstständigen, wissenschaftlichen Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des heutigen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Deutschland.

Bryonia alba: Krankheitsbilder und Hauptanwendungsbereiche

Bei folgenden Krankheitsbildern und Anwendungsbereichen kann sich der Einsatz des homöopathischen Mittels Bryonia alba positiv auf die Beschwerden auswirken.

Extreme Trockenheit aller Schleimhäute

Die homöopathische Arznei Bryonia kommt bei sehr trockenen Schleimhäuten des Körpers zum Einsatz. Alle Schleimhäute des menschlichen Körpers können betroffen sein – von den Lippen bis zum Rektum.

Erkältungen, grippale Infekte, Grippe

Erkältungskrankheiten oder grippale Infekte mit Fieber und leicht säuerlichen Schweißausbrüchen entwickeln sich eher langsam mit Schnupfen, Husten und Kopfschmerzen. Der trockene und schmerzhafte Husten wird von stechenden, atemabhängigen Schmerzen in der Brustregion begleitet.

Entzündungen und Ergüsse im Bereich der Hirnhäute, Lunge und Bauchraum

Zu den Hauptanwednugnsgebieten von Bryonia gehören verschiedene Entzündungen, die mit Ergüssen einhergehen. Das Mittel kommt bei Entzündungen des Rippenfells (Pleuritis), Bauchfells (Peritonitis), der Lungen (Pneumonie) und Bronchien (Bronchitis), des Herzbeutels (Perikarditis), der Hirnhäute (Meningitis) und des Blinddarms zum Einsatz.

Bryonia ist ein wichtiges homöopathisches Mittel bei Blinddarmentzündungen, wenn die Betroffenen mit heftigsten Schmerzen gekrümmt auf der schmerzhaften Seite liegen und jede Form der Bewegung, auch tiefes Atmen, zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führen.

Gelenkschmerzen (Arthrose), Arthritis, Gicht, Rheuma, Hexenschuss

Bryonia wird bei heißen, geschwollenen und steifen Gelenken eingesetzt. Die Gelenkschmerzen werden als stechend, brennend und reißend empfunden, jegliche Bewegung führt zu einer Verschlimmerung der Beschwerden. Bei einem Hexenschuss (Lumbago) sind die Schmerzen in der Kreuzregion so stark ausgeprägt, dass Betroffene sich nicht mehr drehen und bewegen können. Die Beschwerden treten meist bei kaltem und trockenem Wetter auf. Akute Gelenkentzündungen (Arthritis) schmerzen so sehr, dass geringste Bewegungen und Erschütterungen die ohnehin starken Schmerzen verschlimmern. Entzündete Fingergelenke sind gekrümmt und können nicht mehr gestreckt werden.

Beschwerden des Darms, Durchfall (Diarrhoe) und Verstopfung (Obstipation)

Durchfall (Diarrhoe) tritt am frühen Morgen gleich nach dem Aufstehen zu Beginn der Bewegung auf. Auch im Sommer im erhitzen Zustand führt das Trinken von kalten Getränken oder der Verzehr von sauren Früchten zu schmutzig gelben und übelriechenden Durchfall.

Bei Verstopfung (Obstipation) besteht kein Stuhldrang. Der harte Stuhl ist trocken und geht mit Schmerzen im Darm einher. Der Grund für die Obstipation ist häufig Ärger.

Kopfschmerzen

Die berstenden Kopfschmerzen entstehen über der Stirn und strahlen bis hinter die Augen hämmernd oder ziehen in den Hinterkopf aus. Augenbewegungen führen zu einer Verschlimmerung der Beschwerden.

Leitsymptome des homöopathischen Mittels Bryonia alba

Menschen, die das homöopathische Mittel Bryonia alba benötigen, zeigen folgende Leitsymptome:

Trockene Schleimhäute

Kennzeichnend für Bryonia sind die trockenen Schleimhäute aller möglichen Körperregionen vom Mund und den Lippen, von der Nase bis zum Darm und Rektum.

Langsame Entwicklung der Beschwerden

Alle Beschwerden, bei denen die homöopathische Arznei Bryonia zum Einsatz kommt, entwickeln sich schleichend und eher langsam. Erst im weiteren Verlauf werden die Symptome schnell schlimmer.

Alle Beschwerden verschlimmern sich durch Bewegung

Charakteristisch für das Mittel Bryonia ist, dass bereits die geringste Bewegung, Erschütterung, Berührung oder Anstrengung zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führt.

Schmerzcharakter: stechend, berstend, reißend und brennend

Alle Beschwerden zeichnen sich durch stechende Schmerzen aus. Weiter werden die Schmerzen als berstend, reißend und brennend beschrieben.

Starkes Durstgefühl auf kalte Getränke

Trockene Schleimhäute führen bei Bryonia zu großem Durst auf große Mengen, die dann in größeren Abständen und in großen Zügen getrunken werden. Bryonia gehört im Bereich der Homöopathie zu den „durstigsten“ Mitteln.

Trockener, harter Husten mit stechenden Schmerzen in der Brust

Erkältungen mit trockenem, hartem Husten werden von stechenden, atmungsabhängigen Schmerzen in der Brust begleitet. Menschen, die das Mittel Bryonia benötigen, haben zudem das Gefühl, ihr Kopf würde beim Husten zerspringen.

Trockener und harter Stuhl bei Verstopfung

Patienten leiden unter starker Verstopfung mit sehr trockenem, hartem Stuhl.

Reizbarkeit bei Erkrankung

Erkrankungen und Beschwerden jeder Art werden von großer Reizbarkeit begleitet.

Gemütssymptome bei Bryonia alba

Materielle Sicherheit und Furcht vor Verarmung

Typisch für Menschen, zu denen das Mittel Bryonia passt, ist das Thema materielle Sicherheit und die damit einhergehende Furcht vor Verarmung und finanziellem Verlust. Sobald Bryonia-Menschen erkranken, sorgen sie sich in erster Linie darum, wann sie endlich wieder zur Arbeit gehen können und wie hoch die finanziellen Einbußen sind oder wie sich die Erkrankung negativ auf den beruflichen Erfolg auswirken könnte. Häufig schleppen sie sich trotz Erkrankung zur Arbeit.

Reizbarkeit, Ärger, Zornesausbrüche

Menschen, die das homöopathische Mittel Bryonia benötigen, sind häufig sehr schlecht gelaunte, jähzornige, mürrische und reizbare Personen, die schon bei Kleinigkeiten zu Wut- und Zornesausbrüchen neigen. Streitigkeiten mit den Nachbarn kommen relativ häufig vor, insbesondere dann, wenn sie ihr Revier verteidigen wollen.

Ruhebedürftigkeit und Stabilität

Insbesondere bei einer Erkrankung benötigen die Betroffenen Ruhe und Stabilität. Sie möchten alleine sein, nicht angesprochen oder berührt werden.

Auslöser der Beschwerden bei Bryonia alba

  • Überhitzung, Hitze, heißes Wetter
  • Ärger, Misserfolg
  • Zugluft

Modalitäten bei Bryonia alba

Verschlechterung der Beschwerden

  • Kleinste Bewegung, Erschütterung, Berührung, Anstrengung, Bücken, tiefes Atmen
  • Morgens
  • Hitze, Wärme, warme Räume, warme Getränke
  • Ärger, Aufregung, Misserfolg

Verbesserung der Beschwerden

  • Liegen auf der schmerzhaften Seite
  • Fester Druck
  • Ruhe
  • Kalte Anwendungen, kalte Getränke
  • Frische Luft, kalte Luft

Bryonia alba in der Schwangerschaft und Stillzeit

Grundsätzlich werden homöopathische Mittel während der Schwangerschaft und Stillzeit gut vertragen und Nebenwirkungen bleiben weitestgehend aus. Bryonia alba kommt bei Schwangeren hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn sie unter Verstopfung mit harten und trockenen Stuhl leiden. Auch bei Spannungskopfschmerzen im Stirnbereich aufgrund von psychischer Angespanntheit, Ärger und Reizbarkeit kann sich die Behandlung mit dem homöopathische Mittel Bryonia positiv auf die Beschwerden auswirken. Schmerzhafte Brüste während der Schwangerschaft ist ein weiteres Anwendungsgebiet bei Schwangeren.

Leiden Frauen während der Stillzeit an einer schmerzhaften Brustentzündung (Mastitis) ist Bryonia ein wichtiges homöopathisches Mittel.

Bryonia alba für Kinder

Bryonia alba kann in jedem Lebensalter angewendet werden. Bei Säuglingen, Babys und Kindern ist Bryonia ein wichtiges homöopathisches Mittel bei sehr schlecht gelaunten und äußerst gereizten Babys und Kindern. Die Anwendungsgebiete bei Babys und Kindern gleichen denen der Erwachsenen: fieberhafte Infekte und Erkrankungen, sehr trockene Haut und Schleimhäute, übermäßiger Durst sowie Verstopfungen mit einem trockenen, dunklen und harten Stuhl ohne Stuhldrang.

Potenzen und Darreichungsformen von Bryonia alba

Bei einer Selbstbehandlung von akuten Beschwerden sind die typischen Potenzen des homöopathischen Mittels Bryonia alba die Potenzen D6, D12, C6, C12 und C30. Sie sind in Form von Globuli, Tropfen (Dilution) und Tabletten in den Apotheken erhältlich.

Während der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) bei der Selbstbehandlung von akuten Beschwerden die Potenz C12 für alle homöopathischen Arzneimittel empfiehlt, gibt es in der weiten Literaturlandschaft bezüglich der Wahl der Potenzen bei der Selbstbehandlung verschiedene Empfehlungen: So eignen sich für eine Selbstbehandlung bei einfachen und mäßigen Beschwerden auch die Potenzen D6 und D12, bei akuten Beschwerden die Potenz C30. C30-Potenzen befinden sich meist in den homöopathischen Haus-, Reise-, und Notfallapotheken.

Dosierung und Einnahme von Bryonia alba

Dosierung und Einnahme bei Erwachsenen

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) spricht sich bei der Selbstbehandlung akuter Beschwerden allgemein für die Potenz C12 aus. Eine Gabe entsprich nach der DZVhÄ 2-3 Globuli und bei Bedarf kann die Gabe bis zu viermal am Tag wiederholt werden. Die Globuli sollen während der Einnahme langsam im Mund zergehen und die Wirkung jeder Gabe sollte immer zunächst abgewartet werden, bevor eine weitere Gabe erfolgen soll. Tropfen (Dilution) werden in Wasser gelöst und über einen Plastiklöffel oder einer Pipette in den Mund geträufelt.

Weiter empfiehlt die DZVhÄ, jeweils 15 Minuten vor und nach der Gabe des homöopathischen Mittels möglichst weder zu essen noch zu trinken. Gleiches gilt für Kaugummis, Zigaretten, Zähneputzen und Ähnlichem. Im Idealfall beträgt der Zeitabstand etwa 30 Minuten. Im akuten Fall wird das homöopathische Arzneimittel sofort verabreicht.

Dosierung und Einnahme bei Säuglingen, Babys und Kindern

Die homöopathische Behandlung von Schwangeren und Kindern sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt, der Hebamme oder mit dem Kinderarzt erfolgen.

Allgemein wird empfohlen, dass Säuglinge (bis 12 Monate) pro Gabe 1 Globuli bekommen, Babys (2 bis 3 Jahre) nehmen 2 Globuli ein und größere Kinder (ab 3 Jahre) erhalten wie Erwachsene auch 3 Globuli pro Gabe. Säuglingen und Babys werden die Globuli zum Auflösen in die Wangentasche gegeben.

Homöopathische Tropfen (Dilution) werden üblicherweise in Wasser gelöst und entweder mit einem Plastiklöffel oder eine Pipette direkt in den Mund verabreicht. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass die flüssige Arzneimittelform aus bis zu 62-prozentigem Alkohol besteht und somit nicht für Kinder, Schwangere oder Alkoholkranke eignet ist.

Quellenverzeichnis

  • Henry C. Allen: Leitsymptome homöopathischer Arzneimittel. Urban &, Fischer Verlag, 2005
  • Gerhard Bleul, Dr. med. Patrick Kreisberger, Dr.med. Ulf Riker: Homöopathie – Das Nachschlagewerk für die ganze Familie. Südwest-, Verlag, 2009
  • Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre. Urban &, Fischer Verlag, 2004
  • Sven Sommer: Homöopathie, Gräfe und Unzer Verlag, 2006
  • Werner Stumpf: Homöopathie, Gräfe und Unzer Verlag, 2010