Passiflora incarnata

Passiflora incarnata

Alles über Homöopathie & Globuli: Das sollten Sie über Passiflora incarnata und dessen homöopathische Wirkung und Anwendung wissen:

Lateinischer Name Passiflora incarnata
Deutsche Bezeichnung Weiße Passionsblume
Synonyme Fleischfarbene Passionsblume, Nervenruh, Schlafblume, Winterharte Passionsblume

Fleischfarbene Passionsblume, Nervenruh, Schlafblume, Winterharte Passionsblume

Familie Passifloraceae (Passionsblumengewächse)
Material der homöopathischen Arznei Frische, oberirdische Teile

 

Passiflora incarnata ist der lateinische Name für die Weiße Passionsblume, eine artenreiche Gattung aus der Familie der Passionsblumengewächse (Passifloraceae). Im Bereich der Homöopathie entfaltet Passiflora seine Wirkung hauptsächlich auf die Bereiche Gemüt, Zentralnervensystem, Magen-Darm-Tragt und Atemwege des menschlichen Körpers. So wirkt das homöopathische Mittel einerseits angstlösend und beruhigend auf das Nervensystem und andererseits krampflösend, z.B. auf das Verdauungssystem. Die homöopathische Passionsblume gilt als ein mildes Beruhigungs- und Schlafmittel ohne Suchtgefahr, weshalb auch Schlafstörungen und Schlaflosigkeit zu den Hauptanwendungsgebieten von Passiflora incarnata gehören. Weitere Anwendungsbereiche sind außerdem Magen-Darmkrämpfe, krampfartiger Schluckauf, asthmatische Beschwerden sowie Krämpfe, Schmerzen und rheumatischen Beschwerden. Auch bei gesteigerten Erregungszuständen, die mit starker Ruhelosigkeit und starkem Bewegungsdrang einhergehen, kann sich das Mittel als sehr nützlich erweisen. Auf der Gemütsebene kommt Passiflora hauptsächlich bei Stress, Überarbeitung, Nervosität und Unruhezustände sowie bei leichten depressiven Verstimmungen zum Einsatz. Charakteristische Symptome des homöopathischen Mittels sind Krämpfe, Krampfanfälle und Konvulsionen. Unter Konvulsionen verstehen Mediziner ein Krampfgeschehen der Körpermuskulatur. Es sind über den ganzen Körper verbreitete, rasch aufeinanderfolgende Zuckungen der Muskeln. Typisch für das Arzneimittelbild sind auch Erschöpfungszustände, Ängste und Nervosität. Modalitäten wie geistige Erregung, Sorgen und Ängste, nach dem Essen und in der Nacht führen zu einer Verschlechterung der Passiflora-Beschwerden. Ruhe und Erholung sorgen hingegen für eine Verbesserung. Die typischen Passiflora-Beschwerden werden meist ausgelöst durch Ängste und Sorgen, Alkohol oder Drogen. Das homöopathische Mittel kann auch unterstützend während einer Suchtbehandlung verabreicht werden.

Die Menschen, die das Mittel Passiflora benötigen, sind vom Gemüt her eher nervöse, ängstliche, sorgenvolle und unruhige Personen, die unter starker Erschöpfung, Müdigkeit und Schwäche leiden.

Für die Herstellung der homöopathischen Arznei Passiflora wird das frische Kraut der Passionsblume benötigt, welche die heilenden Wirkstoffe der Passionsblume enthält. Verwendet wird die homöopathische Urtinktur und die Arznei in niedrigen Potenzen (D1 und D2) bei einer eher langfristigen Behandlung.

Passiflora: Botanischer Steckbrief

Die Weiße Passionsblume, mit dem wissenschaftlichem Namen Passiflora incarnata, ist eine artenreiche Gattung aus der Familie der Passionsblumengewächse (Passifloraceae). Heimisch ist die mehrjährige, ausdauernde, kletternde und krautige Schlingpflanze vorwiegend in den tropischen Regenwäldern Amerikas und Ostindiens. In europäischen Breiten dient die Passionsblume in erster Linie als Balkon- und Topfpflanze oder als Fassadenschmuck an Hausmauern. Es gibt inzwischen über 400 verschiedene Sorten, davon besitzen viele Sorten essbare Früchte mit saftigem Fruchtfleisch, wie z.B. die Passiflora edulis mit ihren typischen, wohlschmeckenden Maracujafrüchten. Der wissenschaftliche Name „Passiflora“ und die deutsche Bezeichnung „Passionsblume“ sollen an die Passion, die Kreuzigung und das Leiden von Jesus erinnern. Im Jahr 1663 nach Christus gab der Jesuitenpater Ferrari aus Siena der Pflanze seinen lateinischen Namen: „Passio“ bedeutet übersetzt „das Leiden“, „flos“ meint „die Blume“ und „incarnata“ bedeutet „die Fleischgewordene“. Die Passionsblume kann bis 10 Meter in die Höhe wachsen. Aus einem faserigen Wurzelstock wachsen aufsteigende, rankende und längsgerillte Stängel mit einer leicht kantigen Form. Wechselständig an den Stängeln angeordnet, befinden sich die gestielten Laubblätter der Passionsblume von ovaler und lanzettlicher Form mit klein gesägten Rändern. An den etwa zwei bis drei Zentimeter langen Blattstilen befinden sich zwei bis vier kleine Drüsen, so genannte extraflorale Nektardrüsen, die Nektartropfen abgeben. Im inneren der Kronblätter befinden sich zudem viele strahlig angeordnete Kränze aus feinen Fäden, die in violetter Farbe leuchten. Während der Blütezeit in den Sommermonaten zwischen Juni und September entwickeln sich aus den Blattachseln die dekorativen, großen, weißen, rötlichen oder violetten Blüten. Die gestielten Blüten der fünfblättrigen Blumenkrone können eine Größe bis zu acht Zentimetern erreichen. Im Inneren der Blumenkronblätter befinden sich eine Innenkrone mit dünnen Blütenblättern sowie ein dichter Fadenkranz mit purpurroter bis schwarzer Farbe. Im Anschluss an die Blütezeit wachsen die etwa fünf Zentimeter langen Früchte von gelber Farbe und eher ungenießbaren Geschmack. Zu den Hauptinhaltsstoffen der Passionsblume gehören ätherische Öle, Flavonoide (z.B. Vitexin und Saponarin), Cumarine und Kohlenhydrate, die im Zusammenspiel verantwortlich für die beruhigende (sedative), schlaffördernde, angst- und krampflösende (spasmolytische) Wirkung sind. Zudem sollen die Inhaltsstoffe der Passionsblume herzstärkend, leicht blutdrucksenkend, schweißtreibend und zusammenziehend (adstringierend) wirken.

Passiflora in der Volksmedizin

Den Ureinwohnern Amerikas war die beruhigende Heilwirkung der Passionsblume bekannt, in Europa hingegen wurde man sich erst in den letzten Jahrzehnten der beruhigenden Eigenschaften bewusst. So veröffentlichte der deutsche Arzt Gerhard Madaus im Jahr 1938 sein „Lehrbuch über biologische Heilmittel“ und schreib darin über die Wirkung und Anwendung der Passionsblume. Aufgrund ihrer Inhaltsstoffe und deren Wirkweisen kommt die Pflanze im Bereich der Volksheilkunde zur Behandlung von Depressionen, Spannungszuständen, nervös bedingten Einschlafschwierigkeiten und Schlaflosigkeit, Ängsten, innerer Unruhe, Reizbarkeit und allgemeiner Nervosität zum Einsatz. Auch zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden sowie nervös bedingten Herz- und Magen-Darm-Beschwerden finden Zubereitungen mit der Passionsblume Anwendung. In der Phytotherapie ist die Passionsblume ein häufig verwendetes, sanftes Beruhigungsmittel bei Schlafstörungen und Ängsten und wird als Fertigpräparat meist kombiniert mit Baldrian, Hopfen, Melisse oder Johanniskraut.

Die Kommission E, die selbstständige, wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das BGA und die WHO empfehlen die Anwendung von Passionsblumen-Tee bei nervöser Unruhe, leichten Einschlafstörungen und nervös bedingten Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Die Kommission E befürwortet zudem die Einnahme von Passionsblütenkraut bei unruhigen und nervösen Kindern.

Passiflora: Krankheitsbilder und Hauptanwendungsbereiche

Bei folgenden Krankheitsbildern und Anwendungsbereichen kann sich der Einsatz des homöopathischen Mittels Passiflora positiv auf die Beschwerden auswirken.

Schlafstörungen und Schlaflosigkeit

Zu den Hauptanwendungsgebieten von Passiflora gehören Schlafstörungen und Schlaflosigkeit aufgrund von körperlicher Überanstrengung, stetiger Ruhelosigkeit mit unablässigen Bewegungsdrang oder geistiger, nervöser Erschöpfung. Innere Unruhezustände, Ängste und Sorgen lassen Betroffene nur schwer einschlafen. Sind sie eingeschlafen, wachen sie mehrmals während der Nacht wieder auf. Häufig ist die gesamte Schlafqualität beeinträchtigt und am nächsten Tag besteht eine quälende Müdigkeit und Erschöpfung. Trotz der Müdigkeit am Tage sind sie am Abend und in der Nacht unruhig, wach und können wieder nicht einschlafen.

Beschwerden des Magen-Darm-Traktes, Magenkrämpfe, Schluckauf

In der Magenregion besteht bei Menschen, die das Mittel Passiflora benötigen, ein bleiernes Gefühl besonders nach oder zwischen den Mahlzeiten. Das Homöopathikum kann bei verschiedenen Beschwerden des Verdauungstraktes sehr nützlich sein wie, z.B. bei saurem Aufstoßen, krampfartigem Schluckauf, Magenkrämpfen, schmerzhaften Durchfällen (Diarrhoe) oder krampfhaften Blähungen (Flatulenz).

Beschwerden des Nervensystems, Krämpfe

Als homöopathisches Beruhigungsmittel wirkt Passiflora krampflösend und beruhigend auf das Nervensystem. Häufige Einsatzgebiete des Homöopathikums sind deshalb alle möglichen Krampfzustände und Konvulsionen, wie sie bei Krankheitsbildern wie Epilepsie, Tetanus, Asthma, Keuchhusten mit krampfartigem Husten oder bei krampfartigen Menstruationsbeschwerden (Dysmenorrhoe) typischerweise auftreten. Als unterstützende Maßnahme während einer Entwöhnungs- und Entgiftungskur bei Drogen- und Alkoholabhängigkeit, kann das homöopathische Mittel außerdem eingesetzt werden und gegen die damit einhergehenden Unruhezustände und Schlafstörungen entgegenwirken.

Leitsymptome des homöopathischen Mittels Passiflora

Menschen, die das homöopathische Mittel Passiflora benötigen, zeigen folgende Leitsymptome:

Krämpfe und Konvulsionen

Charakteristische Symptome des homöopathischen Arzneimittelbildes von Passiflora sind alle möglichen Krampfzustände und Konvulsionen des menschlichen Körpers.

Schlaflosigkeit durch körperliche Überanstrengung und geistiger Erschöpfung

Zum Leitsymptom des Mittels Passiflora gehört Schlaflosigkeit, hervorgerufen durch nervöse und geistige Erschöpfung oder durch körperliche und geistige Überarbeitung. Sehr häufig gehen die Beschwerden mit Kopfschmerzen einher.

Bleiernes Gefühl im Magen zwischen oder nach den Mahlzeiten mit Aufstoßen und Flatulenz

Menschen, die das homöopathische Mittel benötigen, leiden häufig unter einem bleiernen Gefühl im Magen mit saurem Aufstoßen, krampfartigen Blähungen (Flatulenz) und schmerzhaften Durchfällen.

Gemütssymptome bei Passiflora

Angstzustände, Nervosität, Ruhelosigkeit

Das homöopathische Mittel Passiflora passt häufig zu Menschen, die sehr erschöpft, nervös und müde sind. Aufgrund ihrer Lebens- und Arbeitsumstände leiden sie unter nervöser, geistiger Erschöpfung und unter körperlicher, geistiger Überarbeitung. Sie sind zudem voller Sorgen und Ängste, weshalb sie unter Schlaflosigkeit leiden.

Modalitäten bei Passiflora

Verschlechterung der Beschwerden

  • In der Nacht
  • Geistige Erregung, Sorgen, Ängste
  • Nach dem Essen

Verbesserung der Beschwerden

  • Ruhe

Auslöser der Beschwerden bei Passiflora

  • Ängste, Sorgen
  • Verbrennungen
  • Alkohol, Drogen

Passiflora in der Schwangerschaft und Stillzeit

Grundsätzlich werden homöopathische Mittel während der Schwangerschaft und Stillzeit gut vertragen und Nebenwirkungen bleiben weitestgehend aus. Passiflora kommt bei Schwangeren hauptsächlich bei starken Erschöpfungszuständen und Schlaflosigkeit zum Einsatz. Sie blicken mit großer Sorge bis hin zu Angstanfällen auf ihre Schwangerschaft und die bevorstehende Geburt und finden deshalb nicht in den Schlaf. Tagsüber leiden sie dann unter ausgeprägter Erschöpfung und Müdigkeit. Auch bei Konvulsionen in der Zeit nach der Geburt (Wochenbett) kann sich die homöopathische Behandlung mit Passiflora als sehr nützlich erweisen.

Passiflora für Kinder

Passiflora kann in jedem Lebensalter angewendet werden. Bei Säuglingen, Babys und Kindern ist Passiflora ein wichtiges homöopathisches Mittel bei Krämpfen und schmerzhaften Durchfällen während der Zahnungsperiode oder Schlaflosigkeit bei Kindern und Säuglingen. Passiflora ist ein außerdem ein nützliches Mittel bei Zuckungen von Muskeln und bei nervösen Erregungszuständen von Kindern, wenn Konvulsionen drohen.

Potenzen und Darreichungsformen von Passiflora

Bei einer Selbstbehandlung von akuten Beschwerden sind die typischen Potenzen des homöopathischen Mittels Passiflora die Potenzen D1, D2, D6, D12 und C30. Sie sind in Form von Globuli, Tropfen (Dilution) und Tabletten in den Apotheken erhältlich. Bei einer eher langfristigen Behandlung wird die homöopathische Urtinktur und die Arznei in niedrigen Potenzen (D1 und D2) verwendet. Während der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) bei der Selbstbehandlung von akuten Beschwerden die Potenz C12 für alle homöopathischen Arzneimittel empfiehlt, gibt es in der weiten Literaturlandschaft bezüglich der Wahl der Potenzen bei der Selbstbehandlung verschiedene Empfehlungen: So eignen sich für eine Selbstbehandlung bei einfachen und mäßigen Beschwerden auch die Potenzen D6 und D12, bei akuten Beschwerden die Potenz C30. C30-Potenzen befinden sich meist in den homöopathischen Haus-, Reise-, und Notfallapotheken.

Dosierung und Einnahme von Passiflora

Dosierung und Einnahme bei Erwachsenen

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) spricht sich bei der Selbstbehandlung akuter Beschwerden allgemein für die Potenz C12 aus. Eine Gabe entsprich nach der DZVhÄ 2-3 Globuli und bei Bedarf kann die Gabe bis zu viermal am Tag wiederholt werden. Die Globuli sollen während der Einnahme langsam im Mund zergehen und die Wirkung jeder Gabe sollte immer zunächst abgewartet werden, bevor eine weitere Gabe erfolgen soll. Tropfen (Dilution) werden in Wasser gelöst und über einen Plastiklöffel oder einer Pipette in den Mund geträufelt.

Weiter empfiehlt die DZVhÄ, jeweils 15 Minuten vor und nach der Gabe des homöopathischen Mittels möglichst weder zu essen noch zu trinken. Gleiches gilt für Kaugummis, Zigaretten, Zähneputzen und Ähnlichem. Im Idealfall beträgt der Zeitabstand etwa 30 Minuten. Im akuten Fall wird das homöopathische Arzneimittel sofort verabreicht.

Dosierung und Einnahme bei Säuglingen, Babys und Kindern

Die homöopathische Behandlung von Schwangeren und Kindern sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt, der Hebamme oder mit dem Kinderarzt erfolgen.

Allgemein wird empfohlen, dass Säuglinge (bis 12 Monate) pro Gabe 1 Globuli bekommen, Babys (2 bis 3 Jahre) nehmen 2 Globuli ein und größere Kinder (ab 3 Jahre) erhalten wie Erwachsene auch 3 Globuli pro Gabe. Säuglingen und Babys werden die Globuli zum Auflösen in die Wangentasche gegeben.

Homöopathische Tropfen (Dilution) werden üblicherweise in Wasser gelöst und entweder mit einem Plastiklöffel oder eine Pipette direkt in den Mund verabreicht. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass die flüssige Arzneimittelform aus bis zu 62-prozentigem Alkohol besteht und somit nicht für Kinder, Schwangere oder Alkoholkranke eignet ist.

Quellenverzeichnis

  • Henry C. Allen: Leitsymptome homöopathischer Arzneimittel. Urban &, Fischer Verlag, 2005
  • Gerhard Bleul, Dr. med. Patrick Kreisberger, Dr.med. Ulf Riker: Homöopathie – Das Nachschlagewerk für die ganze Familie. Südwest-, Verlag, 2009
  • William Boericke: Handbuch der homöopathischen Arzneimittellehre. Narayana Verlag, 2007
  • Constantin Hering: Kurzgefasste homöopathische Arzneimittellehre. Burgdorf Verlag, 1995
  • Roberto Petrucci: Kinder. 543 Homöopathische Arzneimittel- Hahnemann Institut für homöopathische Dokumentation, 2008
  • Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre. Urban &, Fischer Verlag, 2004
  • Sven Sommer: Homöopathie, Gräfe und Unzer Verlag, 2006
  • Werner Stumpf: Homöopathie, Gräfe und Unzer Verlag, 2010