Opium

Opium
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Alles über Homöopathie & Globuli: Das sollten Sie über Opium und dessen homöopathische Wirkung und Anwendung wissen:

Lateinischer Name Opium, Papaver somniferum
Deutsche Bezeichnung Schlafmohn
Synonyme Laudanum
Familie Papaveraceae (Mohngewächse)
Material der homöopathischen Arznei Eingetrockneter Milchsaft der Kapselfrüchte

Opium ist die lateinische Bezeichnung für Schlafmohn. Es handelt sich dabei um einen Wirkstoff, der aus den unreifen Kapseln der Pflanze Papaver somniferum (Schlafmohn) aus der Pflanzenfamilie der Mohngewächse (Papaveraceae) und der Pflanzengattung Papaver gewonnen wird. Als Rauschmittel wird der Saft des Schlafmohns auch zur Herstellung von Arzneimitteln wie Morphium oder Codein verwendet. Im Bereich der Homöopathie gehört Opium zu den großen Konstitutionsmitteln, den so genannten Polychresten, die einen großen Wirkungsbereich auf Körper, Psyche und Geist mit zahlreichen Beschwerden aufweisen und insbesondere bei chronischen Erkrankungen zum Einsatz kommen. Das homöopathische Mittel entfaltet seine Wirkung hauptsächlich auf das zentrale Nervensystem, die Bereiche Gehirn, Nerven, Geist, Gemüt sowie auf die Sinne und die Muskulatur des menschlichen Körpers. Die Hauptanwendungsbereiche von Opium sind Empfindungs- und Schmerzlosigkeit, Unempfindlichkeit des Nervensystems, Schläfrigkeit (Somnolenz) bis hin zu einer betäubungsähnlichen Schlafsucht und Trägheit sowie seelische Schockzustände, z.B. wenn ein Unfall miterlebt wurde oder durch Schreck beim Anblick eines Unfalls. Auch bei sehr gegensätzlichen Beschwerdebildern wie z.B. Schlaflosigkeit und Schlafsucht, Unempfindlichkeit und Überempfindlichkeit der Sinne, Unruhezustände und Gleichgültigkeit (Lethargie) oder zur Unterstützung eines Alkoholentzugs bei Alkoholsucht kann das Homöopathikum zur Behandlung eingesetzt werden. Weitere homöopathische Anwendungsbereiche sind Verstopfung (Obstipation) und Bauchkrämpfe aufgrund eines trägen Darms, Lähmungen nach Schlaganfällen (Apoplex). Charakteristisch für das homöopathische Arzneimittelbild ist die ausgeprägte Schläfrigkeit und Benommenheit bei allen möglichen Beschwerden sowie die empfundene Schmerz- und Reaktionslosigkeit bei Beschwerden, wo Schmerzen zu erwarten wären. Auslöser der Beschwerden bei Opium können sowohl positive als auch negative Empfindungen sein: starke, exzessive Glücksgefühle oder Ärger, Zorn sowie Schock- und Schreckerlebnisse mit charakteristischen Symptombildern wie Zittern der Glieder (Tremor), Schlaflosigkeit, Herzrasen, Durchfall, Einnässen oder Stuhl- und Harnverhalten. Eine Verbesserung der Opium-Beschwerden erfolgt durch Kälte, frische Luft und kühle Anwendungen oder durch Bewegung. Eine Verschlechterung der Symptome hingegen tritt durch Hitze, Schlaf und Alkohol auf.

Das homöopathische Mittel passt häufig zu Personen mit hellen, dünnen Haaren, schlaffer Muskulatur und Reaktionsarmut. Ähnlich wie auf körperlicher Ebene zeigen Menschen, die das Mittel Opium benötigen, typischerweise zwei gegensätzliche und sich abwechselnde Charakteristika: einerseits können die Personen benommene Sinne, Teilnahmslosigkeit, Apathie und Stumpfheit aufweisen, andererseits aber auch sehr aktive, übersensible und euphorische Zustände mit Schlaflosigkeit und erweiterten Pupillen zeigen.

Zur Herstellung der homöopathischen Arznei wird der eingetrocknete Milchsaft des Schlafmohns verwendet.

Opium: Botanischer Steckbrief

Heimisch ist der giftige, ein- oder zweijährige Schlafmohn (Papaver somniferum) aus der Familie der Papaveraceae (Mohngewächse) in der Türkei, im Irak und in Afghanistan. Besonders wohl fühlt sich die Pflanze auf nährstoffarmen Böden wie Brachland, Schuttplätzen und Wegen. Schlafmohn gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. In Europa wird die Pflanze bereits seit etwa 5000 Jahren angebaut. In Deutschland ist der Anbau von Papaver somniferum genehmigungspflichtig.

Aus einer Pfahlwurzel wächst ein aufrechter, bläulich-grüner, mit borstigen Haaren besetzter und wenig verzweigter Stängel bis etwa 1,50 Meter in die Höhe. Die ovalen, wechselständigen Blätter mit gesägten Blatträndern umfassen den Stängel.

In der Blütezeit von Juni bis August entwickeln sich am Stängelende die violetten bis weißen, vier bis sechs Zentimeter großen Blüten des Schlafmohns mit einem charakteristischen dunklen Fleck auf dem Blütengrund. Später entstehen dann die typischen eiförmigen und kugeligen Fruchtkapseln mit einem Durchmesser von etwa fünf Zentimetern. In den Kapselfrüchten enthalten sind viele kleine braun-schwarze Samen.

Der Schlafmohn enthält einen weißlich-gelben Milchsaft (Latex), der beim Anritzen austritt. Opium wird aus den Kapseln des Schlafmohnes (Papaver somniferum) gewonnen. Beim Trocknungsprozess des Milchsaftes entsteht eine braune Masse, der Grundstoff für die Bereitung von Morphium, Opium und halbsynthetisches Heroin. Alle Produkte, die aus dem Schlafmohn hergestellt werden, fallen unter das Rauschmittelgesetz.

Die Inhaltsstoffe aus den unreifen Fruchtkapseln von Papaver somniferum sind hauptsächlich giftige Alkaloide wie Morphin, Papaverin und Codein.

Vergiftungserscheinung von Opium

Opium enthält etwa 40 verschiedene Alkaloide, darunter hauptsächlich Morphin mit einer schmerzstillenden und einschläfernden Wirkung sowie Papaverin mit einer lähmenden Wirkung auf die Muskulatur insbesondere der Verdauungsorgane. Aufgrund von Unkenntnis im Umgang mit den aus Schlafmohn hergestellten giftigen Stoffen oder einer Überdosierung kann die Einnahme zu heftigen Vergiftungserscheinungen führen. Bei regelmäßiger Einnahme von Rauschmitteln aus Schlafmohn entsteht sehr schnell eine körperliche und psychische Abhängigkeit, die mit geistigen und körperlichen Verfall einhergeht. Als tödliche Dosis gelten bereits zwei bis drei Gramm Opium, was etwa 0,2 Gramm Morphin entspricht.

Opium wirkt auf das Zentralnervensystem und die vegetativen Nerven, alle Organe des menschlichen Organismus reagieren entweder mit einer Überreizung oder Lähmung. Typische Vergiftungserscheinungen sind zunächst Schweregefühle, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, ein gerötetes Gesicht mit verengten Pupillen. Dann folgen Symptome wie Benommenheit und Bewusstlosigkeit. Betroffene fallen in einen tiefen, narkoseähnlichen Schlaf, Atmung und Herzaktivität lassen nach und die Haut verfärbt sich blau. Todesursache aufgrund einer Opium-Vergiftung ist eine Atemlähmung (Atemdepression).

Opium in der Volksmedizin

Die griechische Bezeichnung des Gattungsnamens „Papaver“ setzt sich aus den Wörtern „papa“ („Kinderbrei“) und „vernum“ („Mohnsaft“) zusammen, der Artname „somniferum“ heißt übersetzt „schlafbringend“. In der damaligen Zeit wurde Mohnsaft dem Kinderbrei beigemischt, damit Kinder besser einschlafen können. Das Wort Opium kam erst im 1. Jahrhundert auf und wurde in der Antike (800 v. Chr. bis 600 n. Chr.) zuerst vom Römer Plinius der Ältere (23 – 79 n. Chr.) erwähnt, der bestätigte, dass Perser Opium zur Behandlung und Heilung kranker Menschen verwendeten. Der griechische Mediziner und Pharmakologe Dioskurides setzte Opium zur Schmerzlinderung, bei Schlafproblemen und zur Behandlung von Husten und Bauchbeschwerden ein, warnte aber bereits vor einem übermäßigen Gebrauch der Arznei, die dann erheblichen gesundheitlichen Schaden anrichten und zum Tod führen kann. Im Mittelalter (6. – 15. Jahrhundert) brachten Mediziner und Alchemisten Opium zurück nach Europa, wo es sowohl als Rauschmittel als auch als therapeutisches Mittel großen Erfolg verzeichnen konnte. Der schweizerisch-österreichische Arzt und Alchemist Paracelsus (1493 – 1541) verwendete es selbst als Rauschmittel und empfahl es als Medikament. Lange bevor die moderne Medizin die Probleme der Drogensucht erkannt hatte, war der Konsum von Opium in der Gesellschaft weitgehend akzeptiert. Im 19. Jahrhundert wurde der Konsum vor allem in Europa zum gesellschaftlichen Problem. Viele Künstler, Akademiker und Intellektuelle erhielten ihre Inspirationen im Opiumrausch, rutschten in die Abhängigkeit und verloren gänzlich den Realitätsbezug. Arzneimittel aus Opium und das als Opiumalkaloid vorkommende Morphin sind heute wichtiger Bestandteil der westlichen Schulmedizin. Jährlich werden um die 2000 Tonnen Opium für medizinische Zwecke gewonnen. Hier kommt Opium in erster Linie als Beruhigungs- und Schmerzmittel bei vielen verschiedenen Erkrankungen und Verletzungen zum Einsatz. Aufgrund der sehr hohen Suchtanfälligkeit werden die Mittel nur im Notfall verabreicht. Alle Produkte, die aus dem Schlafmohn hergestellt werden, fallen unter das Rauschmittelgesetz. Während in der heutigen Volksmedizin Zubereitungen mit Opium aufgrund der Gefährlichkeit keine Rolle mehr spielen, kommt nebenwirkungsfreies, potenziertes Opium im Bereich der Homöopathie zum Einsatz.

Opium: Krankheitsbilder und Hauptanwendungsbereiche

Bei folgenden Krankheitsbildern und Anwendungsbereichen kann sich der Einsatz des homöopathischen Mittels Opium positiv auf die Beschwerden auswirken.

Beschwerden des Darmtraktes, chronische Verstopfung, fehlender Stuhldrang

Im Bereich des Darms findet das Homöopathikum hauptsächlich Anwendung bei sehr starker chronischer Verstopfung (Obstipation) mit fehlendem Stuhldrang, Bauchkrämpfen und Erbrechen, die sich bis zu einem Darmverschluss entwickeln kann. Auch bei Koterbrechen (Miserere) aufgrund eines Darmverschlusses ist Opium das wahlanzeigende Mittel. Trotz Hungergefühlen besteht zudem keinerlei Verlangen nach Essen. Opium-Patienten können unter lähmungsartiger Verstopfung aufgrund einer Untätigkeit des Darms leiden. Der Bauchbereich ist durch aufgestautem Darminhalt hart und aufgetrieben, Blähungen können nicht abgehen und es fühlt sich für Betroffene so an, als würden sich Steine im Unterbauch befinden. Jede Form der Verstopfung geht mit krampfartigen, kolikartigen Schmerzen im Unterbauch einher. Kommt es doch zum Stuhlgang, so ist dieser sehr schmerzhaft, die Konsistenz des Stuhls typischerweise hart und trocken und die Stuhlfarbe schwarz. Auch Blut kann aus dem After fließen. Das homöopathische Mittel Opium hat sich auch bewährt bei Verstopfungserscheinungen nach Schockzuständen, Narkosen oder Operationen.

Beeinträchtigung der Schlafqualität: Schlafsucht und Schläfrigkeit versus Schlafstörungen

Zu den Hauptanwednungsgebieten des homöopathischen Opiums gehören jede Form von Beeinträchtigungen der Schlafqualität. Die Schlafstörungen zeigen sich bei Menschen, die Opium benötigen, auf ganz unterschiedliche, gegensätzliche Art und Weise: entweder liegt eine Schlafsucht vor und der Schlaf ist wie benommen, dumpf, komatös, traumlos und wie betäubt oder es besteht eine Schlaflosigkeit und Schlafstörungen mit geschärftem Gehör. Trotz ausgeprägter Schläfrigkeit finden Betroffene nicht in den Schlaf. Häufige Begleiterscheinung des Schlafs sind Schnarchen, eine rasselnde Atmung und ein rotes, schweißiges Gesicht. Die Augen sind oft nur halb geschlossen und blutunterlaufen.

Delirium tremens, Alkoholdelirium, Alkoholentzugssyndrom

Das homöopathische Mittel Opium kann auch bei Alkoholikern zum Einsatz kommen, die unter Symptomen eines Delirium tremens leiden. Bei einem Delirium tremens handelt es sich um eine schwere, lebensbedrohliche Komplikation im Rahmen einer länger bestehenden, chronischen Alkoholkrankheit. Das Delirium tremens tritt typischerweise während des Alkoholentzugs auf und zeigt Symptome wie Panikattacken, Angst, Halluzinationen, Zittern der Hände (Tremor), Orientierungslosigkeit, wechselnde Bewusstseinszustände bis hin zum Koma, eine deutliche Erhöhung der Atemfrequenz, des Pulses und des Blutdrucks, sowie starkes Schwitzen.

Gestörtes Temperaturempfinden, niedrige Körpertemperatur, Fieberzustände

Charakteristisch für das Mittel Opium ist ein allgemein gestörtes Temperaturempfinden. Einerseits kann eine sehr niedrige Körpertemperatur mit Unterkühlung und einer Neigung zu seelischer und motorischer Erstarrung (Stupor), andererseits eine brennende Hitze vorliegen, die sich über den gesamten Körper, insbesondere im Bereich des Kopfes und der Brust erstreckt und mit heißen Schweißausbrüchen, Schläfrigkeit und einem starken Durstgefühl einhergehen. Die Schweißbildung führt aber zu keiner Linderung der Beschwerden. Im Froststadium während der Fieberzustände kommt es zu Frostgefühlen mit kalten Extremitäten, Schläfrigkeit und Hitzegefühle im Kopf. Bei sehr hohem Fieber können auch komatöse Zustände auftreten. Während der Fieberschübe schlafen Opium-Menschen sehr tief, wirken aber auch im wachen Zustand wie betäubt. Begleitend können auch schwere, dumpfe Kopfschmerzen im Bereich des Hinterkopfes auftreten.

Atembeschwerden, Atemnot, trockener Husten

Charakteristisch für das homöopathische Mittel Opium ist eine rasselnde und unregelmäßige Atmung. Die Atemmuskulatur arbeitet verlangsamt und sorgt damit bei Betroffenen für Atemnot. Besonders in der Nacht entstehen Atemaussetzer und es kommt zu lautstarkem Schnarchen und Röcheln. Mitunter kann es zu einem Atemstillstand beim Einschlafen kommen, die Atmung setzt erst wieder ein, wenn sich der Betroffene bewegt oder gerüttelt wird. Bei akuten Erkrankungen der Atemwege ist der Husten von Opium-Patienten trocken und geht mit Krämpfen im Brustbereich einher. Wassertrinken führt zu einer Verbesserung der Hustenbeschwerden, auffällig ist ein reflexartiges Gähnen nach dem Husten.

Beschwerden der Extremitäten, Taubheit, Lähmungen, Krämpfe

Ein weiteres Hauptanwendungsgebiet von Opium sind Beschwerden an den Extremitäten, die sich in Form von Taubheitsgefühlen, Lähmungen, Krämpfen, Zittern oder Zucken äußern können. Charakteristisch für Opium ist ein allgemein heißer Körper mit sehr kalten Waden und Füßen. Bei einem Schlaganfall (Apoplex) mit einer schmerzlosen und halbseitigen Lähmungserscheinung kann das homöopathische Opium unterstützend eingesetzt werden. Opium-Patienten zeigen häufig einen zittrigen, schleppenden Gang, zittrige und zuckende Glieder und leiden unter Krämpfen, die oft durch Licht ausgelöst werden.

Beschwerden der Harnwege, Blasenbeschwerden, Inkontinenz

Das homöopathische Opium kann auch bei einer herabgesetzten Blasenmotorik zum Einsatz kommen, wenn nur noch ein schwacher Urinstrahl beim Wasserlassen entweichen kann. Häufig staut sich der Urin in der Blase und ein gleichzeitig bestehender, fehlender Harndrang führt aufgrund einer Blasenlähmung zu einer Harninkontinenz mit ungewollten Abgang von Urin. Ein unwillkürlicher Urinabgang kann außerdem nach Schreck- und Schockerlebnissen auftreten.

Leitsymptome des homöopathischen Mittels Opium

Menschen, die das homöopathische Mittel Opium benötigen, zeigen folgende Leitsymptome:

Schmerzcharakter: reduziertes Schmerzempfinden, absolute Gefühls- und Regungslosigkeit

Charakteristisches Leitsymptom des homöopathischen Arzneimittelbildes von Opium sind Beschwerden, die normalerweise mit sehr starken Schmerzen einhergehen, von Betroffenen jedoch nicht empfunden werden. Es besteht ein reduziertes Schmerzempfinden bei Opium-Menschen mit einer ausgeprägten körperlichen und psychischen Gefühls- und Reaktionsfähigkeit (Stupor). Auslösende Momente für die Empfindungs- und Reaktionslosigkeit sind oftmals Schreck- und Schockzustände.

Traumata, emotionale Erinnerungen an schreckliche Ereignisse

Die homöopathische Arznei Opium ist eines der wichtigsten Mittel nach Schockerlebnissen oder Traumata mit immer wiederkehrenden, bildlichen Erinnerungen an schreckliche Geschehnisse. Opium-Menschen können Traumata nicht überwinden und sie zeigen zudem einen glasigen Blick mit hängenden Lidern und ihre Pupillen zeigen keine Reaktionen.

Beeinträchtigungen der Schlafqualität: Schlafsucht versus Schlaflosigkeit

Charakteristische Opium-Symptom ist das Bestehen entweder einer Schlafsucht mit einem benommenen, dumpfen, komatösen, traumlosen und wie betäubten Schlaf oder es besteht eine Schlaflosigkeit und Schlafstörungen mit geschärftem Gehör.

Verstopfung (Obstipation) nach Operationen, Darmverschluss mit Koterbrechen (Miserere)

Auf körperlicher Ebene ist das Homöopathikum ein sehr zentrales Mittel bei starker chronischer Verstopfung (Obstipation) ohne jeglichen Stuhldrang, aber mit begleitenden Bauchkrämpfen und Erbrechen. Die typische Opium-Verstopfung kann sich bis zu einem Darmverschluss entwickeln und in der Folge können Betroffenen unter Koterbrechen leiden. Entsteht die Verstopfung nach einer Operation oder nach Abführmittelmissbrauch und ständigen Einläufen, sollte ebenfalls an das homöopathische Mittel Opium gedacht werden.

Herabgesetzten Blasenmotorik, Blasenlähmung, Harninkontinenz

Bei Untätigkeit der Blasenmotorik oder Blasenlähmung und gleichzeitig fehlendem Harndrang, staut sich der Urin in der Blase und ungewollter Abgang von Urin (Harninkontinenz) ist die Folge.

Rasselnde, unregelmäßige Atmung, Atemnot, Atemaussetzer

Charakteristisch für das homöopathische Mittel Opium ist eine rasselnde und unregelmäßige Atmung. Die Atemmuskulatur arbeitet verlangsamt und sorgt damit bei Betroffenen für Atemnot. Besonders in der Nacht entstehen Atemaussetzer und es kommt zu lautstarkem Schnarchen und Röcheln.

Taubheit, Lähmungen, Krämpfe, Zittern der Extremitäten

Als typische Opium-Beschwerden an den Extremitäten zeigen sich hauptsächlich Taubheitsgefühle, Lähmungen, Krämpfe, Zittern oder Zuckungen. Bei einem allgemein heiß empfundenen Körper sind die Waden und Füße sehr kalt.

Halbgeschlossene Augenlider, herabhängender Unterkiefer, Blutandrang- und fülle im Kopf

Menschen, die das homöopathische Mittel Opium benötigen, haben häufig halbgeschlossene Augenlider, herabhängende Unterkiefer und zeigen eine ausgeprägte Blutfülle im Kopfbereich mit rotem Gesicht.

Gemütssymptome bei Opium

Widersprüchliche Verhaltensweisen: Lethargie, Stupor versus Redseligkeit, Aktivität

Ein besonderes Kennzeichen für Opium-Menschen sind ihre widersprüchlichen Gemütslagen und Verhaltensweisen. Menschen, die das homöopathische Mittel Opium benötigen zeigen einerseits eine ausgesprochene Schläfrigkeit (Somnolenz) bis hin zur Schlafsucht, benommene Sinne und Stumpfheit, andererseits fallen sie durch eine extreme Aktivität, Überempfindlichkeit und Redseligkeit auf. Diese wechselhaften Zustände wechseln sich ständig ab: wer eben gerade noch überschwänglich glücklich und euphorisch war, kann im nächsten Moment einen Zustand von Abgestumpftheit, Ängstlichkeit und Hilflosigkeit erfahren. Die Folge ist in den meisten Fällen ein Rückzug, Opium-Menschen ziehen sich in ihre Innenwelt zurück, werden apathisch und möchten in Ruhe gelassen werden.

Realitätsverlust, Wahnvorstellungen und Halluzinationen

Als Rauschdroge kann Opium nachweislich Halluzinationen hervorrufen. Das homöopathische Mittel kann also bei Menschen zum Einsatz kommen, die unter Wahnvorstellungen, Realitätsverlusten und Halluzinationen leiden. Für Betroffene fühlt sich die Realität wie in einem unwirklichen Wachtraum an, sie halluzinieren und leben in einer Phantasiewelt. Auch die Halluzinationen können auf sehr widersprüchliche Weise in Erscheinung treten: manchmal sind es vergnügliche, inspirierende und schöne Phantasiebilder, manchmal aber auch angsteinflößende und schreckliche Visionen von z.B. Teufeln, Geistern und Feuer. Die Sinnestäuschungen können nicht nur das Sehen, sondern auch den Geruchs-, Geschmacks- oder Tastsinn umfassen. So verlieren Opium-Menschen entweder ihre Sinne oder sie erleben einen gesteigerten Zustand ihrer Sinne.

Ängste, Schockzustände, Selbstmordgedanken

Menschen, die das homöopathische Opium benötigen leiden unter extremer Furcht, Angstzuständen und einer ausgeprägten Schreckhaftigkeit, manchmal auch unter Gewalttätigkeit. Sie zeigen ein sehr niedergedrücktes und depressives Verhalten mit Selbstmordgedanken. Die Ängste sind häufig eine Folge früherer Traumata, die nicht oder nur schlecht verarbeitet wurden oder durch einen chronisch gewordenen Schock hervorgerufen, z.B. durch Schock nach dem Erleben eines Unfalls, Gewalt und Lebensgefahr.

Modalitäten bei Opium

Verschlechterung der Beschwerden

  • Hitze, Erhitzung, Sonneneinwirkung, Feuchtigkeit
  • Gemütsbewegungen wie Furcht, Schreck, Scham, Freude
  • Gerüche, Alkohol
  • Unterdrückung oder Ausbleiben von Absonderungen, z.B. Kot

Verbesserung der Beschwerden

  • Kälte
  • Entblößung
  • Fortgesetzte Bewegung, Gehen, Spaziergänge

Auslöser der Beschwerden bei Opium

  • Schreck, Schock, Aufregung
  • Kränkung, Enttäuschung, Scham
  • Operationen, Narkose
  • Alkohol

Opium in der Schwangerschaft und Stillzeit

Grundsätzlich werden homöopathische Mittel während der Schwangerschaft und Stillzeit gut vertragen und Nebenwirkungen bleiben weitestgehend aus. Opium kommt bei Schwangeren hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn durch Schreck und Schock ein Abort droht, also eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft vor dem Beginn der 24. Schwangerschaftswoche oder der Wochenfluss (Lochien), also das Wundsekret, das noch einige zeit nach der Geburt als Blutung ausgeschieden wird durch Schreck oder Schock unterbrochen wird. Auch bei heftigen und sehr unangenehmen Bewegungen des Fötus oder lästigen Schluckauf-Beschwerden während der Schwangerschaft kann Opium ein hilfreiches homöopathisches Mittel sein. Leiden Frauen im Wochenbett unter Krampfanfällen mit ausgeprägter Schläfrigkeit, die an komatöse Zustände erinnern, sollte ebenfalls an eine Behandlung mit dem Homöopathikum gedacht werden. Gleiches gilt für Frauen, die während der Schwangerschaft unter Schlafstörungen leiden und trotz starker Müdigkeit nicht in den Schlaf finden können oder ein Durchschlafen nicht möglich ist.

Ein weiteres wichtiges homöopathisches Anwendungsgebiet von Opium ist die Behandlung von Traumata, z.B. nach Fehlgeburten oder operativen Eingriffen wie Kaiserschnitten. Tritt nach Operationen oder seelisch belastender Zustände aufgrund einer Darmträgheit eine starke Verstopfung (Obstipation) auf, kann das homöopathische Opium ebenfalls angezeigt sein.

Opium für Kinder

Opium kann in jedem Lebensalter angewendet werden. Bei Säuglingen, Babys und Kindern ist Opium ein wichtiges homöopathisches Mittel bei Verstopfungen (Obstipation) jeder Art, d.h. nicht nur strake, chronische Verstopfungen, sondern auch leichte, milde Verstopfungserscheinungen ohne Stuhldrang können mit dem Mittel behandelt werden. Kommt es in seltenen Fällen zu Stuhlgang, schlüpft der Stuhl zurück und der produzierte Stuhl erscheint hart, trocken, rund und in Form von schwarzen Kugeln. Bei Darmkrämpfen weinen Kinder am Tag und in der Nacht, der Stuhl erscheint hart, farblos oder gelb-grünlich.

Auch bei Krämpfen, Epilepsie und Konvulsionen (Schüttelkrämpfe) bei Kindern, die u.a. durch das Näherkommen von fremden Personen, Weinen oder durch Stillen, nachdem die Mutter sich erschreckt hatte, hervorgerufen werden, kann Opium angewendet werden. Während der Konvulsionen ist der Kopf nach hinten gezogen und die Augen halb geöffnet und nach oben gedreht, der Körper ist steif und es besteht ein ausgeprägtes Schwächegefühl mit kaltem Schweiß. Zum homöopathischen Arzneimittelbild von Opium bei Kindern gehören auch unmittelbare Folgen von Schock und Schreck, die sich typischerweise mit Benommenheit und innerer Hitze, Blutandrang zum Kopf, Zuckungen und Auffahren oder unwillkürlicher Darmentleerung zeigen können. Auch bei Kindern, die sich nach Schreckzuständen wieder einnässen, obwohl sie bereits keine Windeln mehr benötigten, kann das Homöopathikum sehr nützlich sein. Kinder, die das homöopathische Mittel benötigen, haben meist einen sehr tiefen, komatösen Schlaf und schnarchen. Die typischen Opium-Träume von Kindern handeln von Katzen, Hunden oder finsteren, angsteinflößenden Gestalten. Vom äußerlichen Erscheinungsbild haben Opium-Kinder häufig ein „altes“ Gesicht, helles Haar und eine schlaffe Muskulatur. Typisch sind eine trockene, runzelige und schlaffe Haut und ein vergrößerter Bauchbereich.

Potenzen und Darreichungsformen von Opium

Das homöopathische Arzneimittel Opium unterliegt bis zur Potenz D5 der Verschreibungspflicht laut Betäubungsmittelgesetz. Bei einer Selbstbehandlung von akuten Beschwerden sind die typischen Potenzen des homöopathischen Mittels Opium die Potenzen D6, D12, C6, C12 und C30. Sie sind in Form von Globuli, Tropfen (Dilution) und Tabletten in den Apotheken erhältlich.

Während der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) bei der Selbstbehandlung von akuten Beschwerden die Potenz C12 für alle homöopathischen Arzneimittel empfiehlt, gibt es in der weiten Literaturlandschaft bezüglich der Wahl der Potenzen bei der Selbstbehandlung verschiedene Empfehlungen: So eignen sich für eine Selbstbehandlung bei einfachen und mäßigen Beschwerden auch die Potenzen D6 und D12, bei akuten Beschwerden die Potenz C30. C30-Potenzen befinden sich meist in den homöopathischen Haus-, Reise-, und Notfallapotheken.

Dosierung und Einnahme von Opium

Dosierung und Einnahme bei Erwachsenen

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) spricht sich bei der Selbstbehandlung akuter Beschwerden allgemein für die Potenz C12 aus. Eine Gabe entsprich nach der DZVhÄ 2-3 Globuli und bei Bedarf kann die Gabe bis zu viermal am Tag wiederholt werden. Die Globuli sollen während der Einnahme langsam im Mund zergehen und die Wirkung jeder Gabe sollte immer zunächst abgewartet werden, bevor eine weitere Gabe erfolgen soll. Tropfen (Dilution) werden in Wasser gelöst und über einen Plastiklöffel oder einer Pipette in den Mund geträufelt.

Weiter empfiehlt die DZVhÄ, jeweils 15 Minuten vor und nach der Gabe des homöopathischen Mittels möglichst weder zu essen noch zu trinken. Gleiches gilt für Kaugummis, Zigaretten, Zähneputzen und Ähnlichem. Im Idealfall beträgt der Zeitabstand etwa 30 Minuten. Im akuten Fall wird das homöopathische Arzneimittel sofort verabreicht.

Dosierung und Einnahme bei Säuglingen, Babys und Kindern

Die homöopathische Behandlung von Schwangeren und Kindern sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt, der Hebamme oder mit dem Kinderarzt erfolgen.

Allgemein wird empfohlen, dass Säuglinge (bis 12 Monate) pro Gabe 1 Globuli bekommen, Babys (2 bis 3 Jahre) nehmen 2 Globuli ein und größere Kinder (ab 3 Jahre) erhalten wie Erwachsene auch 3 Globuli pro Gabe. Säuglingen und Babys werden die Globuli zum Auflösen in die Wangentasche gegeben.

Homöopathische Tropfen (Dilution) werden üblicherweise in Wasser gelöst und entweder mit einem Plastiklöffel oder eine Pipette direkt in den Mund verabreicht. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass die flüssige Arzneimittelform aus bis zu 62-prozentigem Alkohol besteht und somit nicht für Kinder, Schwangere oder Alkoholkranke eignet ist.

Quellenverzeichnis

  • Henry C. Allen: Leitsymptome homöopathischer Arzneimittel. Urban &, Fischer Verlag, 2005
  • Gerhard Bleul, Dr. med. Patrick Kreisberger, Dr.med. Ulf Riker: Homöopathie – Das Nachschlagewerk für die ganze Familie. Südwest-, Verlag, 2009
  • William Boericke: Handbuch der homöopathischen Arzneimittellehre. Narayana Verlag, 2007
  • Constantin Hering: Kurzgefasste homöopathische Arzneimittellehre. Burgdorf Verlag, 1995
  • Roberto Petrucci: Kinder. 543 Homöopathische Arzneimittel- Hahnemann Institut für homöopathische Dokumentation, 2008
  • Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre. Urban &, Fischer Verlag, 2004
  • Sven Sommer: Homöopathie, Gräfe und Unzer Verlag, 2006
  • Werner Stumpf: Homöopathie, Gräfe und Unzer Verlag, 2010