Hyoscyamus

Hyoscyamus
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Alles über Homöopathie & Globuli: Das sollten Sie über Hyoscyamus und dessen homöopathische Wirkung und Anwendung wissen:

Lateinischer Name Hyoscyamus
Deutsche Bezeichnung Bilsenkraut
Synonyme Hyoscyamus niger, Schwarzes Bilsenkraut, Bilsem, Düllkrut, Zahnkraut, Teufelsauge, Bilsensaad
Familie Solanaceae (Nachtschattengewächse)
Material der homöopathischen Arznei Frische, ganze Pflanze zur Blütezeit von Juni – Juli

 

Hyoscyamus niger ist der lateinische Name für das Schwarze Bilsenkraut aus der giftigen Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). In homöopathischer Verdünnung findet das Mittel Hyoscyamus hauptsächlich bei Störungen des Zentralnervensystems und bei krampfartigem Husten Verwendung. Das homöopathische Nachtschattengewächs zeigt einen positiven Einfluss bei Erregungs- und Angstzuständen mit einer nervenberuhigenden Wirkung. Zu den Hauptanwendungsgebieten des Homöopathikums gehören Beschwerden des Bewegungsapparates, die mit Krämpfen (Muskelkrämpfen) und Zittern einhergehen, Hustenkrämpfe oder Kitzelhusten in der Nacht, Schlaflosigkeit durch nervöse Überreizung, Delirien, Nervosität, Unruhe und Rastlosigkeit sowie Verhaltensstörungen, Konzentrationsprobleme, Tics und Zwangshandlungen. Das Beschwerdebild steht fast immer im Zusammenhang mit seelischen Gemütsproblemen aufgrund von Kummer, Traurigkeit, Enttäuschung oder Eifersucht. Auch bei Ängsten, Panikattacken, Schreck und Zorn sollte an das homöopathische Mittel Hyoscyamus gedacht werden.

Zur Herstellung der homöopathischen Arznei wird die frische, ganze Pflanze zur Blütezeit von Juni bis Juli verwendet. Wie alle Pflanzen in der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) enthält auch das Bilsenkraut hochgiftige Wirkstoffe und sollte nicht in Form von selbsthergestellten Zubereitungen, z.B. als Teeaufguss für eine Selbstbehandlung verwendet werden. Vergiftungen mit Bilsenkraut sind jedoch sehr selten, weil die Pflanze einen sehr unangenehmen, betäubenden Geruch verströmt.

Hyoscyamus: Botanischer Steckbrief

Das ein- bis zweijährige, giftige und etwa 80 Zentimeter große schwarze Bilsenkraut mit dem lateinischen Namen Hyoscyamus niger aus der Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) ist eine zottige und klebrige Pflanze mit einem ausgeprägt ekelhaften und penetranten Geruch. Heimisch ist das krautartige Gewächs Hyoscyamus in Europa, Asien und Afrika und wächst bevorzugt auf stickstoffhaltigem Lehm oder Sand, auf Mauern, brachliegenden Flächen und Ödland, Schutthalden und Wegesrändern.

Aus der Wurzel wachsen die einfachen oder verästelten, weichhaarigen, zottigen und klebrigen Stängel mit grünen, eiförmigen, länglichen und grobbuchtigen, gezähnten Blättern. Am Ende befindet sich eine kurzgestielte, 5-lappige und trichterförmige Blumenkrone mit hellen, graugelblichen und fein-violettem Adernetz versehenen Blütenblättern. Der Blütenkelch ist ebenfalls zottig, klebrig und behaart und die kapselartige Frucht enthält viele, etwa 300 bis 400, kleine hellbraune, nierenförmige Samen.

Die Pflanze ist wie alle Nachtschattengewächse giftig. Sie enthält verschiedene Alkaloide, wie z.B. Atropin, Hyoscyamin und Skopolamin. Bilsenkraut wird aufgrund der enthaltenen Alkaloide u.a. eine krampflösende und sekretionshemmende Wirkung zugeschrieben, bereits eine übliche Dosierung führt zu erweiterten Pupillen und Trockenheit im Mund. Der Übergang zur Überdosierung mitsamt gefährlicher Vergiftungserscheinungen ist äußerst klein und deshalb gilt die Pflanze auch als so hochgefährlich.

Vergiftungsbild von Hyoscyamus

Die Pflanzenbestandteile des Bilsenkrauts sind reich an Alkaloiden, die auf das zentrale Nervensystem wirken und für eine spasmolytische (krampflösende) und analgetische (schmerzlindernde), antipyretische (fiebersenkende) und antiphlogistische (entzündungshemmende) Wirkung verantwortlich sind. Insbesondere die Wurzeln und Samen sind hochgradig toxisch und rufen eine berauschende Wirkung hervor, die bis zu einer Woche andauern kann. Bei einer lebensbedrohlichen Überdosierung kommt es zunächst zu Vergiftungserscheinungen wie stark erweiterte Pupillen, Halluzinationen, Mundtrockenheit und Pulsbeschleunigung, danach folgen Erbrechen, Schwindel, Krämpfe, Atemlähmungen und Atemstillstand, was letztendlich zum Tode führen kann.

Hyoscyamus in der Volksmedizin

Der Name Bilsenkraut soll auf das althochdeutsche „bilisa“ zurückgehen, das möglicherweise auf den Sonnengott Beal hindeutet, dessen Strahlen Wärme und Licht bringen, aber auch den Tod. Bilsenkraut gehört zu den ältesten Giftpflanzen und die toxische Wirkung war bereits seit der Antike (800 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr.) bekannt. Der griechische Arzt Dioskurides unterschied zwischen vier Arten des Hyoscyamus und empfahl die äußere Anwendung des frischen Bilsenkrauts in Form eines Umschlags zur Schmerzstillung von Beschwerden des Bewegungsapparates. Vor dem Genuss hingegen warnte Dioskurides, denn die Pflanze rufe Wahnzustände und Lethargie hervor. Im Mittelalter (6. Bis 15. Jahrhundert) wurde Hyoscyamus in der Volksmedizin auch als Narkosemittel, in Form von Schlafmittelschwämmen bei operativen Eingriffen und bei Zahnschmerzen verwendet.

In früheren Zeiten spielte Bilsenkraut eine wichtige Rolle im Beriech der Zauber- und Hexerei und kam als Hauptbestandteil für Hexensalben zum Einsatz. Als Hexenkraut wurden die giftigen Bilsenkrautsamen auf heißen Kohlen erhitzt, um die göttliche Inspiration anzuregen. Bierbrauer des Mittelalters verstärkten die Alkoholwirkung des Bieres durch Zugabe der Bilsenkrautsamen. Die Gefährlichkeit der so genannten Bilsenkraut-Biere wurde früh erkannt und die Herstellung im Jahr 1507 verboten. Im Jahr 1516 wurde das „Bayrische Reinheitsgebot“ erlassen, dass den Zusatz von Rauschpflanzen zum Bier verbot.

In der heutigen Zeit ist die Verwendung von Bilsenkraut in der Volksmedizin nicht mehr angezeigt, weil es sich letztendlich um eine sehr giftige Pflanze handelt und eine Teezubereitung deshalb nicht mehr üblich ist. Ein hergestelltes Öl aus Bilsenkraut kann jedoch als äußere Anwendung bei rheumatischen Schmerzen eingesetzt werden.

Hyoscyamus: Krankheitsbilder und Hauptanwendungsbereiche

Bei folgenden Krankheitsbildern und Anwendungsbereichen kann sich der Einsatz des homöopathischen Mittels Hyoscyamus positiv auf die Beschwerden auswirken.

Beschwerden des Zentralnervensystems, Muskelkrämpfe, Epilepsie

Zu den Hauptanwednungsgebieten des homöopathischen Bilsenkrautes gehören verschiedene Beschwerden, die durch Störungen im Zentralnervensystem hervorgerufen werden. Das homöopathische Mittel wirkt einer Übererregtheit der Nerven entgegen, wirkt also ausgleichend auf das Nervensystem. So kommt Hyoscyamus bei starken Muskelkrämpfen und spastischen Muskelzuckungen, wie z.B. bei Epilepsie zum Einsatz. Bei einem epileptischen Anfall wird aufgrund gesteigerter Aktivität der Nerven (neuronale Aktivität) in einer oder beiden Gehirnhälften ein Krampfanfall ausgelöst. Alle Muskeln zucken, zittern und verkrampfen, zuckende Glieder verdrehen sich und kann es in Folge des Kontrollverlustes der Muskulatur zu einem schmerzhaften Zungenbiss oder unwillkürlichem Stuhl- und Urinabgang (Inkontinenz) kommen. Während eines nächtlichen epileptischen Anfalls läuft das Gesicht rot an, nach dem Anfall liegen Betroffene wie tief betäubt da.

Der Anblick von fließendem Wasser kann die Krampfanfälle hervorrufen.

Beschwerden der Atemwege, Husten, Bronchitis, Kehlkopfentzündungen

Ein weiteres Anwendungsgebiet von Hyoscyamus sind Beschwerden der Atemwege, denn das homöopathische Mittel bewirkt eine Erweiterung der Bronchien und wirkt dadurch einer Verschleimung der Atemwege entgegen. Typisch für Hyoscyamus sind heftige, krampfartige Hustenanfälle, die bevorzugt in der Nacht auftreten und mit einer Schleimansammlung im Rachenraum sowie Heiserkeit einhergehen. Es kann auch ein Kitzelhusten auftreten mit einem Kitzelgefühl im Kehlkopf, übersteigertem Räuspern, die dann in krampfhafte Hustenanfälle übergehen. Zum Beschwerdebild gehören zudem häufige Kehlkopfentzündungen, trockener Reizhusten sowie Spasmen der Atemwege. Die Beschwerden verschlechtern sich am Abend oder in der Nacht, insbesondere in Liegeposition oder beim Essen und Trinken. Beim Aufsetzen oder auch bei Bewegung und Gehen verbessern sich die Symptome. Treten krampfartige Erstickungsanfälle auf, verbessert ein nachvornebeugen die Symptomatik.

Darmbeschwerden, Harn- und Stuhlinkontinenz

Krampfartige Darmbeschwerden (Koliken) Darmkrämpfen gehen mit einem stark ausgeprägten, lästigen und häufig auftretenden Schluckauf einher. Zum Arzneimittelbild von Hyoscyamus gehören auch unwillkürliche Stuhlabgänge (Stuhlinkontinenz), die insbesondere durch geistige Erregung oder während des Schlafens auftreten können. Auch bei unwillkürlichem Wasserlassen (Harninkontinenz) aufgrund einer gelähmten Blase kann Hyoscyamus zum Einsatz kommen.

Schlafstörungen und Schlaflosigkeit

Alle Hyoscyamus-Beschwerden verschlechtern sich am Abend oder in der Nacht. Menschen, die das homöopathische Mittel benötigen, sind überreizt, ruhelos und nervös und leiden deshalb auch unter großer Schlaflosigkeit. Sollten sie doch in den Schlaf finden, wachen sie schreckhaft aus dem Schlaf hoch.

Psychische Erkrankungen, extreme Gemütszustände, Wahn, Wahnvorstellung, Delirium

Zu den wichtigen Anwendungsgebieten von Hyoscyamus gehören außerdem viele verschiedene psychische Erkrankungen und extreme tiefgreifende Gemütszustände. Dazu gehören paranoide Wahnvorstellungen, Zwangsvorstellungen oder (erotische) manische Zustände mit anormal gehobener Stimmungslage über einen bestimmten Zeitraum. Die Betroffenen benehmen sich dann wie verrückt, sie plappern, schwatzen und lachen, sprechen mit imaginären Personen oder mit Verstorbenen, singen und entblößen sich.

Auch bei organisch bedingten Bewusstseinstrübungen (Delir) mit Ruhelosigkeit (Delirium tremens) im Verlauf von akuten Krankheiten, hysterischen Zuständen, fixen Ideen und Verschwörungsgedanken bezogen auf die eigene Person, kann Hyoscyamus zum Einsatz kommen. So glauben Hyoscyamus-Menschen ständig, dass sie von anderen Menschen vergiftet werden sollen. Sie sind äußerst misstrauisch, reizbar und nervös, auch tobsüchtig bis hin zur Gewalttätigkeit und leiden unter ausgeprägter Eifersucht. Zwangshandlungen und seltsame Gesten zeigen sich in einem ständigen zupfen an Kleidern und Bettzeug oder Nägelkauen. Auslöser für die extremen Gemütsempfindungen sind meistens Folgen von enttäuschter Liebe, Kummer und Schreck.

Leitsymptome des homöopathischen Mittels Hyoscyamus

Menschen, die das homöopathische Mittel Hyoscyamus benötigen, zeigen folgende Leitsymptome:

Muskelkrämpfe mit Zuckungen und Zittern, Epileptischer Anfall

Eine Übererregtheit der Nerven ruft starke Muskelkrämpfe und spastische Muskelzuckungen hervor, wie z.B. bei einem epileptischen Anfall. Die Muskeln zucken, zittern und verkrampfen und in Folge des Kontrollverlustes der Muskulatur kann es zu einem schmerzhaften Zungenbiss oder unwillkürlichem Stuhl- und Urinabgang (Inkontinenz) kommen.

Schmerzcharakter: krampfend, zittern und zuckend

Die Beschwerden bei Hyoscyamus zeigen einen krampfenden, zitternden und zuckenden (Schmerz-) Charakter.

Trockener, krampfhafter Husten in der Nacht, Kitzelhusten

Die heftigen Hustenanfälle sind krampfend und treten bevorzugt in der Nacht auf. Es kann auch ein Kitzelhusten auftreten mit einem Kitzelgefühl im Kehlkopf, übersteigertem Räuspern, die dann in krampfhafte Hustenanfälle übergehen. Die Beschwerden verschlechtern sich im Liegen, Aufsetzen hingegen führt zu einer Verbesserung.

Unfreiwilliger Stuhl- und Harnabgang

Zum Arzneimittelbild von Hyoscyamus gehören auch unwillkürliche Stuhlabgänge (Stuhlinkontinenz), häufig durch Lähmung des Schließmuskels, geistige Erregung oder während des Schlafens sowie unwillkürliches Wasserlassen (Harninkontinenz) aufgrund einer gelähmten Blase.

Verschiedene psychische Erkrankungen und extreme tiefgreifende Gemütszustände

Dazu gehören paranoide Wahnvorstellungen, Zwangsvorstellungen oder (erotische) manische Zustände, organisch bedingte Bewusstseinstrübungen (Delir), hysterische Zustände, fixe Ideen und Verschwörungsgedanken, Eifersucht, Zwangshandlungen und seltsame Gesten. Auslöser für die extremen Gemütsempfindungen sind meistens Folgen von enttäuschter Liebe, Kummer und Schreck.

Gemütssymptome bei Hyoscyamus

Eifersüchtige, fluchende und unruhige Menschen, Misstrauen, Argwohn

Menschen, die das homöopathische Mittel Hyoscyamus benötigen sind ausgesprochen unruhige, jähzornige, hysterische, äußerst eifersüchtige und misstrauische Personen, die viel fluchen, schimpfen und ständig denken, dass sie von anderen Mitmenschen vergiftet werden sollen.

Schamloses Verhalten, Neigung zu Obszönität, Exhibitionismus

Hyoscyamus-Menschen reden nicht nur gerne obszön und schamlos, die verhalten sich auch so, indem sie den Drang verspüren, sich vor anderen Menschen etwa zu entblößen oder sich erotisch aufreizend zu geben. Sie haben eine Neigung zu Obszönität und Exhibitionismus, auch Zustände einer erotischen Manie können auftreten, es dreht sich dann alles nur noch um Sex und Schamlosigkeit.

Halluzinationen und Delirium

Menschen, die Hyoscyamus benötigen, leiden unter Delirien, Halluzinationen und Manien jeder Form. Das zeigt sich in Geschwätzigkeit, Sprunghaftigkeit und ständig wechselhafter Launen. Manche Hyoscyamus-Personen zeigen paranoide Tendenzen feststellen mit plötzlichen Lachanfällen, Zuckungen und ungewollten Grimassen wie bei epileptischen Anfällen. Sie leiden unter Halluzinationen und halten dabei Ausschau nach Feinden, fliehen vor ihnen und verstecken sich. Sie glauben von Dämonen verfolgt und von seinen Feinden aufgefressen zu werden. Die psychischen Störungen gehen fast immer mit Jähzorn und heftigen Wutausbrüchen einher.

Ängste

Typisch für Hyoscyamus-Personen sind ihre Ängste, z.B. vor fließendem Wasser (Hydrophobie), vor dem Alleinsein und davor, vergiftet zu werden.

Modalitäten bei Hyoscyamus

Verschlechterung der Beschwerden

  • Seelische Affekte, Gemütsbewegungen, Eifersucht, unglückliche Liebe
  • Berührung
  • Liegen, Hinlegen
  • Vor und während der Menstruation
  • In der Nacht, abends
  • Kälte, kalte Luft

Verbesserung der Beschwerden

  • Wärme
  • Bewegung, Aufsetzen, Bücken und Vorbeugen, Gehen

Auslöser der Beschwerden bei Hyoscyamus

  • Seelische Affekte, Gemütsbewegungen
  • Eifersucht, unglückliche Liebe
  • Kummer
  • Persönlichkeitsstörungen nach Kopfverletzungen

Hyoscyamus in der Schwangerschaft und Stillzeit

Grundsätzlich werden homöopathische Mittel während der Schwangerschaft und Stillzeit gut vertragen und Nebenwirkungen bleiben weitestgehend aus. Hyoscyamus kommt bei Schwangeren hauptsächlich bei starken Stimmungsschwankungen mit Gereiztheit und heftigen Gefühlsausbrüchen zum Einsatz.

Hyoscyamus für Kinder

Hyoscyamus kann in jedem Lebensalter angewendet werden. Bei Säuglingen, Babys und Kindern ist Hyoscyamus ein wichtiges homöopathisches Mittel bei allen möglichen Verhaltensauffälligkeiten, Befindlichkeitsstörungen, Tics oder Stottern. Bei Kindern, die unter einem quälenden inneren Konflikt sowie dem traurigen Gefühl leiden, nicht geliebt zu werden oder eine große Empfindlichkeit gegenüber anderen Familienmitgliedern zeigen, kann sich Hyoscyamus positiv auswirken. Kinder können einerseits durch ein schamloses und obszönes Verhalten auffallen, andererseits aber auch ein übergroßes Schamgefühl für eigene Empfindungen entwickeln. Hyoscyamus passt auch zu Kindern, die in der Nacht mehrmals plötzlich aufwachen und im Schlaf zucken, zittern und schreien. Sie sind dann unausgeschlafen, quengelig, nervös, unruhig und zappelig. Grund für die Schlaflosigkeit können Angstträume aufgrund vorher gesehener aggressiver Fernsehsendungen sein.

Weitere Anwendungsbereiche des homöopathischen Mittels bei Kindern sind außerdem krampfartige, trockene Hustenanfälle, z.B. bei Keuchhusten, der sich in Liegeposition verschlimmert und beim Aufsetzen verbessert.

Potenzen und Darreichungsformen von Hyoscyamus

Aufgrund der Toxizität ist das homöopathische Mittel Hyoscyamus bis einschließlich der Potenz D3 verschreibungspflichtig. Bei einer Selbstbehandlung von akuten Beschwerden sind die typischen Potenzen des homöopathischen Mittels Hyoscyamus die Potenzen D6, D12, C6, C12 und C30. Sie sind in Form von Globuli, Tropfen (Dilution) und Tabletten in den Apotheken erhältlich. Während der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) bei der Selbstbehandlung von akuten Beschwerden die Potenz C12 für alle homöopathischen Arzneimittel empfiehlt, gibt es in der weiten Literaturlandschaft bezüglich der Wahl der Potenzen bei der Selbstbehandlung verschiedene Empfehlungen: So eignen sich für eine Selbstbehandlung bei einfachen und mäßigen Beschwerden auch die Potenzen D6 und D12, bei akuten Beschwerden die Potenz C30. C30-Potenzen befinden sich meist in den homöopathischen Haus-, Reise-, und Notfallapotheken.

Dosierung und Einnahme von Hyoscyamus

Dosierung und Einnahme bei Erwachsenen

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) spricht sich bei der Selbstbehandlung akuter Beschwerden allgemein für die Potenz C12 aus. Eine Gabe entsprich nach der DZVhÄ 2-3 Globuli und bei Bedarf kann die Gabe bis zu viermal am Tag wiederholt werden. Die Globuli sollen während der Einnahme langsam im Mund zergehen und die Wirkung jeder Gabe sollte immer zunächst abgewartet werden, bevor eine weitere Gabe erfolgen soll. Tropfen (Dilution) werden in Wasser gelöst und über einen Plastiklöffel oder einer Pipette in den Mund geträufelt.

Weiter empfiehlt die DZVhÄ, jeweils 15 Minuten vor und nach der Gabe des homöopathischen Mittels möglichst weder zu essen noch zu trinken. Gleiches gilt für Kaugummis, Zigaretten, Zähneputzen und Ähnlichem. Im Idealfall beträgt der Zeitabstand etwa 30 Minuten. Im akuten Fall wird das homöopathische Arzneimittel sofort verabreicht.

Dosierung und Einnahme bei Säuglingen, Babys und Kindern

Die homöopathische Behandlung von Schwangeren und Kindern sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt, der Hebamme oder mit dem Kinderarzt erfolgen.

Allgemein wird empfohlen, dass Säuglinge (bis 12 Monate) pro Gabe 1 Globuli bekommen, Babys (2 bis 3 Jahre) nehmen 2 Globuli ein und größere Kinder (ab 3 Jahre) erhalten wie Erwachsene auch 3 Globuli pro Gabe. Säuglingen und Babys werden die Globuli zum Auflösen in die Wangentasche gegeben.

Homöopathische Tropfen (Dilution) werden üblicherweise in Wasser gelöst und entweder mit einem Plastiklöffel oder eine Pipette direkt in den Mund verabreicht. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass die flüssige Arzneimittelform aus bis zu 62-prozentigem Alkohol besteht und somit nicht für Kinder, Schwangere oder Alkoholkranke eignet ist.

Quellenverzeichnis

  • Henry C. Allen: Leitsymptome homöopathischer Arzneimittel. Urban &, Fischer Verlag, 2005
  • Gerhard Bleul, Dr. med. Patrick Kreisberger, Dr.med. Ulf Riker: Homöopathie – Das Nachschlagewerk für die ganze Familie. Südwest-, Verlag, 2009
  • Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre. Urban &, Fischer Verlag, 2004
  • Sven Sommer: Homöopathie, Gräfe und Unzer Verlag, 2006
  • Werner Stumpf: Homöopathie, Gräfe und Unzer Verlag, 2010