Chamomilla

Chamomilla

Alles über Homöopathie & Globuli: Das sollten Sie über Chamomilla und dessen homöopathische Wirkung und Anwendung wissen:

Lateinischer Name Chamomilla
Deutsche Bezeichnung Echte Kamille
Synonyme Chamomilla recutita, Matricaria chamomilla, Matricaria recutita
Familie Asteraceae (Korbblütler)
Material der homöopathischen Arznei Ganze, frische Pflanze zur Blütezeit von Mai – Juni

 

Chamomilla ist eine der bekanntesten Heilpflanzen in Deutschland. Es handelt sich bei Chamomilla um die Echte Kamille aus der Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae) und wird auch unter den Namen Chamomilla recutita, Matricaria chamomilla oder Matricaria recutita geführt. In der Homöopathie ist Chamomilla ein bewährtes Kindermittel, insbesondere bei Zahnungsbeschwerden. Weitere Hauptanwendungsbereiche sind Zahnschmerzen, Mittelohrentzündungen, krampfartige Magen- und Bauchschmerzen, Durchfall (Diahrroe) und Gelenkentzündungen (Arthritis). Darüberhinaus wird das homöopathische Mittel gerne zur Linderung von Stresszuständen, nächtlicher Unruhe und Überempfindlichkeit bei Schmerzen angewendet. Die homöopathische Arznei wird aus der gesamten, frischen Pflanze zur Blütezeit von Mai bis Juni hergestellt.

Chamomilla: Botanischer Steckbrief

Das ursprüngliche Herkunftsland der Echten Kamille ist Europa und Nordafrika. Bevorzugt wächst die einjährige, anspruchslose und krautige Pflanze an Wegrändern, Schuttplätzen, Böschungen und Ackerland. Aus einer kurzen Wurzel treiben die etwa 20 bis 50 Zentimeter langen Stängel mit zwei- bis dreifach fiederteiligen Blättern. Die Blüten stehen einzeln an den Enden der verzweigten Sprossspitzen. Das Blütenköpfchen besteht aus einer Art Kranz mit weißen Strahlenblüten und etwa 400 bis 500 typisch gelben, röhrenförmigen Scheibenblüten. Der kegelförmige, hohle Blütenbogen unterscheidet die Echte Kamille von der stinkigen Hundskamille, die häufig allergische Reaktionen hervorrufen kann. Die Früchte sind sehr klein und leicht, 20.000 Blüten wiegen etwa 1 Gramm. Die Blütezeit ist vom Mai bis Juni. Im Jahr 1987 wurde die Echte Kamille vom Verband Deutscher Drogisten (VDD) zur ersten Arzneipflanze des Jahres gewählt, 2002 war sie Heilpflanze des Jahres.

Chamomilla in der Volksmedizin

Im Bereich der Volksmedizin genießt die Echte Kamille seit Jahrhunderten hohes Ansehen, schließlich besitzt die Heilpflanze viele gesundheitsfördernde Eigenschaften wie z.B. eine entzündungshemmende, krampflösende und beruhigende Wirkung und kommt deshalb gerne als Beruhigungs- und Schlafmittel, bei Schlafstörungen, Unruhe und Nervosität zum Einsatz. Weitere Anwendungsgebiete sind außerdem Fieberzustände, Gicht und Kopfschmerzen. Der berühmteste Arzt des Altertums Hippokrates (460 v. Chr. – 370 v. Chr.) erkannte Kamillenblüten als eine wertvolle Arzneidroge. Diese Wertschätzung von Kamillenblütenzubereitungen als Arzneimittel setzte sich auch im Mittelalter fort. Die Volksmedizin kennt die Kamille zudem als krampflösendes und schmerzlinderndes Kraut gegen Menstruationsbeschwerden sowie als Mittel gegen Reizbarkeit und Schlafstörungen. Allerdings sollte der Tee nicht über einen zu langen Zeitraum verwendet werden, da Schwindel als Nebenwirkung auftreten kann. Im Bereich der westlichen Schulmedizin wird die als Heilpflanze anerkannte Kamille in erster Linie als Mittel bei Haut- und Schleimhautentzündungen angewendet.

Chamomilla: Krankheitsbilder und Hauptanwendungsbereiche

Bei folgenden Krankheitsbildern und Anwendungsbereichen kann sich der Einsatz des homöopathischen Mittels Chamomilla positiv auf die Beschwerden auswirken.

Ausgeprägte Schmerzempfindlichkeit

Menschen, die das Mittel Chamomilla benötigen, zeigen eine sehr extreme Schmerzempfindlichkeit, die sie zänkisch, aggressiv und unhöflich erscheinen lassen. Es ist ein quälend empfundener Schmerz, der die betroffen Personen zur Verzweiflung treibt. Dabei sind sie sehr ungeduldig und wollen sofort Hilfe. Wenn unterstützende Hilfe vor Ort ist, behaupten sie wiederum nicht krank zu sein und schicken den Arzt wieder weg.

Krampfartige Magen- und Bauchschmerzen

Die Schmerzen im Magen-, Bauch- und Darmbereich werden als krampfartig beschrieben und können mit Übelkeit, Durchfall und schmerzhaften Blähungen einhergehen. Besonders schlimm sind die Bauchschmerzen in den Morgenstunden zum Sonnenaufgang. Der Bauch ist stark aufgebläht mit heftigen Bauchkrämpfen. Es sind auch bohrende, reißende oder stechende Schmerzen, die zu Gesichtsblässe und Schweißausbrüchen führen können.

Wechsel zwischen Verstopfung (Obstipation) und Durchfall (Diarrhoe)

Es besteht ein Wechsel zwischen Verstopfung und wässrigen Durchfällen, der Stuhl ist meist übelriechend und begleitend zur Darmentleerung treten heftige und krampfartige Leibesschmerzen auf. Der unverdaute Stuhl ist sauer, grasgrün, schleimig, wie gehackt und riecht nach faulen Eiern.

Krampfartige Menstruationsbeschwerden

Frauen leiden an sehr starken, schmerzhaften Blutungen (Dysmenorrhoe) mit vermehrtem Abgang von Blut. Die Schmerzen werden dann als krampfartig beschrieben und können Geburtswehen gleichen.

Stechende Ohrenschmerzen

Ohrenschmerzen werden als stechend beschrieben und verbessern sich bei warmen Anwendungen. Die Ohren sehr empfindlich gegen kalten Wind und Geräusche. Musik wird nicht vertragen und es fühlt sich an, als wären die Ohren verstopft.

Zahnschmerzen und Zahnungsbeschwerden bei Kindern

Zahnschmerzen sind unerträglich, ziehend bis reißend und strahlen bis in die Ohren aus, eine Wange ist dabei hochrot, die andere Wange ist blass. Es besteht währenddessen eine große Reizbarkeit und Unruhe bei den Betroffenen und in der Nacht kommt es zu einer Verschlimmerung der Schmerzen. Bei Kindern und Säuglingen mit Zahnungsbeschwerden hat sich das homöopathische Mittel Chamomilla zur Behandlung bewährt. Insbesondere dann, wenn die Kinder und Säuglinge sehr reizbar oder ärgerlich sind und ständig herum getragen werden wollen.

Gelenkentzündungen (Arthritis)

Typisch für das homöopathische Mittel Chamomilla sind Gelenkentzündungen mit reißenden Schmerzen, die weit ausstrahlen und mit einer Bewegungseinschränkung einhergehen. Die Gelenke fühlen sich steif und starr an. Insbesondere am frühen Morgen nach dem Aufstehen besteht eine starke Kraftlosigkeit, Betroffene können sich weder aufrichten noch aufstehen.

Schlafstörungen

Nach Ärger und Zorn leiden Betroffene unter Schlaflosigkeit. Charakteristisch ist eine bestehende Schläfrigkeit im Sitzen, aber Schlaflosigkeit in der Liegeposition. Kinder schrecken häufig aus dem Schlaf auf, sitzen dann aufrecht im Bett und können in seltenen Fällen Verkrampfungen an den Händen und im Gesicht zeigen.

Die Leitsymptome des homöopathischen Mittels Chamomilla

Menschen, die das homöopathische Mittel Chamomilla benötigen, zeigen folgende Leitsymptome:

Schmerzcharakter: krampfartig, reißend, stechend und unerträglich

Die Schmerzen, die typisch für das homöopathische Mittel Chamomilla sind, werden als krampfartig, reißend, stechend und unerträglich beschrieben. Sie verschlimmern sich durch Kälte, feuchte Kälte und Zugluft sowie am Morgen um 9.00 Uhr und in der Nacht. Eine Schmerzlinderung tritt meist bei Wärme und mildem Klima ein oder bei Kindern, wenn sie herumgetragen oder leicht geschaukelt werden.

Hitzegefühl, Schweiß am Kopf und unterschiedliche Wangenfarben

Ein auffälliges Symptom bei Chamomilla sind ein einseitig überhitztes Gesicht mit einer roten Wangenseite und einer blassen anderen Seite. Der heiße Schweiß auf der Stirn und Kopfhaut ist klebrig. Es besteht zudem ein allgemeines Hitzegefühl, der von einem Durstgefühl begleitet wird.

Blähungen, Erbrechen und Durchfall (während der Zahnung)

Die krampfartigen Blähungen, Magen- und Darmbeschwerden sind sehr schmerzhaft. Erbrochenes ist gallig und sauer. Der unverdaute Stuhl ist sauer, grasgrün, schleimig, wie gehackt und riecht nach faulen Eiern. Durchfall tritt häufig während der Zahnung auf.

Ohrenschmerzen

Die Ohrenschmerzen werden als stechend beschrieben und befinden sich meist nur auf einer Seite. Auch bei Ohrenschmerzen ist die eine Wangenseite rot, die andere Seite blass.

Kinder sind sehr reizbar und wollen herumgetragen werden

Charakteristisch für das Mittel Chamomilla sind sehr reizbare, schrill schreiende Kinder, die herumgetragen werden wollen und dabei um sich schlagen und treten. Sie verlangen Dinge und wenn sie diese bekommen, weisen sie die Dinge zurück.

Gemütssymptome bei Chamomilla

Unruhe, Ärger, nervöse Reizbarkeit, Hysterie

Charakteristisch für das Wesen von Chamomilla-Menschen ist, dass sie sehr unruhig sind, sich schnell gekränkt fühlen, eine ausgeprägte Hysterie aufweisen und unter einer nervösen Reizbarkeit leiden. Sie sind schnell am Verzweifeln, wirken zerstreut, reden viel zu schnell, wodurch sie sich häufig versprechen und ganze Wörter weglassen.

Jähzorn und Wutausbrüche

Menschen, die das Mittel Chamomilla benötigen, sind häufig ärgerliche, jähzornige, ungeduldige und übellaunige Personen mit einer Neigung zu Wutausbrüchen. Sie fühlen sich schnell gekränkt, sind starrköpfig und eigensinnig. Insbesondere bei Kindern sind Wutanfälle besonders heftig.

Ausgeprägte, hochgradige Schmerzempfindlichkeit

Chamomilla-Menschen sind sehr empfindsam und sie reagieren extrem empfindlich auf Schmerzen, sind dabei ungeduldig und wollen sofort Hilfe. Dann behaupten sie wiederum nicht krank zu sein und schicken den Arzt wieder weg. Unter Schmerzen beginnen sie schnell zu jammern und zu verzweifeln.

Auslöser der Beschwerden bei Chamomilla

  • Ärger, Zorn
  • Zahnung

Modalitäten bei Chamomilla

Verschlechterung der Beschwerden

  • Schmerzen
  • Kälte, feuchte Kälte, feuchte Zugluft
  • Kaffee, Alkohol
  • 9.00 Uhr vormittags und in der Nacht
  • Ärger, Aufregung, Zorn, Wut

Verbesserung der Beschwerden

  • Wärme, mildes Wetter
  • Bei Kindern: Herumgetragen und geschaukelt werden
  • Bewegung

Chamomilla in der Schwangerschaft und Stillzeit

Grundsätzlich werden homöopathische Mittel während der Schwangerschaft und Stillzeit gut vertragen und Nebenwirkungen bleiben weitestgehend aus. Chamomilla kommt bei Schwangeren hauptsächlich bei Zahn-, Ohren- und pochenden, halbseitigen Kopfschmerzen zum Einsatz. Krampfartige Blähungen und Magenschmerzen, insbesondere nach dem Kaffeegenuss und Stimmungsschwankungen, Ärger und Wutgefühle auf der Gemütsebene sind weitere Anwendungsbereiche des homöopathischen Mittels.

Chamomilla für Kinder

Chamomilla gehört zu den klassischen Kindermitteln in der Homöopathie und kann in jedem Lebensalter angewendet werden. Bei Säuglingen, Babys und Kindern ist Chamomilla ein wichtiges Mittel bei starken Unruhezuständen durch Schmerzen, insbesondere bei sehr schmerzhaften Zahnungsbeschwerden während des Zahndurchbruchs. Hierbei ist der Säugling meist nicht mehr zu beruhigen, schreit ununterbrochen mit schriller und häufig auch heiserer Stimme. Weitere Anwendungsgebiete sind akute Erkältungen, die mit Fieber und Husten einhergehen, Mittelohrentzündungen sowie bei schmerzhaften Blähungskoliken, krampfartigen Bauchschmerzen und Durchfällen kann Chamomilla für Linderung sorgen. Während der Beschwerden sind sie sehr gereizt, ärgerlich und nicht zu beruhigen. Sie werfen mit Gegenständen um sich, werfen sie weg und verlangen nach neuen Dingen. Sie sind nicht zufriedenzustellen und wollen herumgetragen werden, was wiederum die Symptome verbessert. Auch bei Kindern ist die eine Gesichtshälfte rot und die andere Seite blass.

Potenzen und Darreichungsformen von Chamomilla

Bei einer Selbstbehandlung von akuten Beschwerden sind die typischen Potenzen des homöopathischen Mittels Chamomilla die Potenzen D6, D12, C6, C12 und C30. Sie sind in Form von Globuli, Tropfen (Dilution) und Tabletten in den Apotheken erhältlich.

Während der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) bei der Selbstbehandlung von akuten Beschwerden die Potenz C12 für alle homöopathischen Arzneimittel empfiehlt, gibt es in der weiten Literaturlandschaft bezüglich der Wahl der Potenzen bei der Selbstbehandlung verschiedene Empfehlungen: So eignen sich für eine Selbstbehandlung bei einfachen und mäßigen Beschwerden auch die Potenzen D6 und D12, bei akuten Beschwerden die Potenz C30. C30-Potenzen befinden sich meist in den homöopathischen Haus-, Reise-, und Notfallapotheken.

Dosierung und Einnahme von Chamomilla

Dosierung und Einnahme bei Erwachsenen

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) spricht sich bei der Selbstbehandlung akuter Beschwerden allgemein für die Potenz C12 aus. Eine Gabe entspricht nach der DZVhÄ 2-3 Globuli und bei Bedarf kann die Gabe bis zu viermal am Tag wiederholt werden. Die Globuli sollen während der Einnahme langsam im Mund zergehen und die Wirkung jeder Gabe sollte immer zunächst abgewartet werden, bevor eine weitere Gabe erfolgen soll. Tropfen (Dilution) werden in Wasser gelöst und über einen Plastiklöffel oder einer Pipette in den Mund geträufelt.

Weiter empfiehlt die DZVhÄ, jeweils 15 Minuten vor und nach der Gabe des homöopathischen Mittels möglichst weder zu essen noch zu trinken. Gleiches gilt für Kaugummis, Zigaretten, Zähneputzen und Ähnlichem. Im Idealfall beträgt der Zeitabstand etwa 30 Minuten. Im akuten Fall wird das homöopathische Arzneimittel sofort verabreicht.

Dosierung und Einnahme bei Säuglingen, Babys und Kindern

Die homöopathische Behandlung von Schwangeren und Kindern sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt, der Hebamme oder mit dem Kinderarzt erfolgen.

Allgemein wird empfohlen, dass Säuglinge (bis 12 Monate) pro Gabe 1 Globuli bekommen, Babys (2 bis 3 Jahre) nehmen 2 Globuli ein und größere Kinder (ab 3 Jahre) erhalten wie Erwachsene auch 3 Globuli pro Gabe. Säuglingen und Babys werden die Globuli zum Auflösen in die Wangentasche gegeben.

Homöopathische Tropfen (Dilution) werden üblicherweise in Wasser gelöst und entweder mit einem Plastiklöffel oder eine Pipette direkt in den Mund verabreicht. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass die flüssige Arzneimittelform aus bis zu 62-prozentigem Alkohol besteht und somit nicht für Kinder, Schwangere oder Alkoholkranke eignet ist.

Quellenverzeichnis

  • Henry C. Allen: Leitsymptome homöopathischer Arzneimittel. Urban &, Fischer Verlag, 2005
  • Gerhard Bleul, Dr. med. Patrick Kreisberger, Dr.med. Ulf Riker: Homöopathie – Das Nachschlagewerk für die ganze Familie. Südwest-, Verlag, 2009
  • Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre. Urban &, Fischer Verlag, 2004
  • Sven Sommer: Homöopathie, Gräfe und Unzer Verlag, 2006
  • Werner Stumpf: Homöopathie, Gräfe und Unzer Verlag, 2010