Cantharis

Cantharis

Alles über Homöopathie & Globuli: Das sollten Sie über Cantharis und dessen homöopathische Wirkung und Anwendung wissen:

Lateinischer Name Cantharis
Deutsche Bezeichnung Spanische Fliege
Synonyme Lytta vesicatoria, Blasenkäfer
Familie Meloidea (Ölkäfer)
Material der homöopathischen Arznei Gesamter Körper des getrockneten Käfers

 

Die deutsche Bezeichnung für Cantharis, bzw. Lytta vesicatoria lautet „Spanische Fliege“, obwohl es sich bei dem Tier bzw. Insekt um einen Käfer handelt, der zur Familie der Meloidea (Ölkäfer oder Blasenkäfer) gehört. In der Homöopathie entfaltet die Arznei eine besondere Wirkung auf die Haut und Schleimhäute sowie auf den Bereich der ableitenden Harnwege wie Harnleiter, Harnblase, Harnröhre und Nierenbecken. Cantharis kommt zur Behandlung von allen möglichen Haut- und Schleimhautreizungen wie Verbrennungen 1. und 2. Grades, Verbrühungen, Sonnenbränden, Sonnenallergien oder Hautekzemen (Hautausschlägen) zum Einsatz, die mit Entzündungen, Blasenbildung oder Juckreiz einhergehen. Weitere Anwendungsgebiet von Cantharis sind außerdem Harnwegsinfekte wie Blasenentzündungen mit schmerzhaftem, brennendem und tröpfchenweisem Harnabgang. Cantharis zählt im Bereich der Homöopathie zum wichtigsten Mittel bei Blasenentzündungen. Die Beschwerden und Entzündungen, insbesondere im Bereich des Harntraktes oder bei Verbrennungen, Sonnenallergien und Sonnenbränden treten bei dem Mittel Cantharis akut und plötzlich auf. Die homöopathische Arznei wird aus dem getrockneten und zermahlenen Körper der Spanischen Fliege hergestellt.

Informationen rund um die Spanische Fliege

Cantharis, die „Spanische Fliege“ ist ein im Süden Europas und in der Mittelmeerregion Nordafrikas häufig vorkommender Ölkäfer. Während der Entwicklung durchlaufen die Larven drei Stadien und ändern währenddessen ihren Körperbau und Farben. Der ausgewachsene Käfer glänzt metallisch-grün auch an den Flügeln und wird etwa ein bis zwei Zentimeter groß. Gerät der Käfer in Gefahr, sondert er aus verschiedenen Körperöffnungen ein giftiges, stark hautreizendes Sekret mit dem für Cantharis charakteristischen Wirkstoff Cantharidin ab, eine Art gelbes Blut-Lymphgemisch oder er würgt bei Bedrohung Verdauungssäfte hoch. Beim Menschen kann das giftige Sekret bei oraler Einnahme schon ab einer geringen Menge von nur 0,03 Gramm, eine tödliche Wirkung entfalten. Die Vergiftung führt innerhalb von 12 Stunden zum Kreislaufkollaps, Leber- und Nierenversagen.

Cantharis in der Volksmedizin

Im Bereich der Volksmedizin wurde das besondere Sekret der Spanischen Fliege mit dem stark giftigen und hautreizenden Wirkstoff Cantharidin bereits im Altertum vom berühmten Arzt des Altertums Hippokrates (460 v. Chr. – 370 v. Chr.) als blasenziehenden Entgiftungsmittel verwendet. Der Inhaltsstoff Cantharidin wird in der heutigen Zeit in der Alternativmedizin in Form von Cantharidenpflaster verwendet und kommt hier zur äußeren Behandlung als entgiftungsförderndes Mittel zum Einsatz. Im Mittelalter wurde dafür einfach ein Pflaster mit einer selbst hergestellten Salbe aus dem getrockneten und gemahlenen Käfer bestrichen und auf die entsprechende Stelle geklebt. Bereits nach kurzer Zeit bewirkt das Pflaster eine Entzündung mit Blasenbildung und wenn das Pflaster nach 8 bis 10 Stunden wieder entfernt wird, sorgt die in der Blase enthaltene Lymphflüssigkeit für die Entschlackung und Entgiftung des Körpers. Ein weiteres Anwendungsgebiet in der Volksmedizin und alternativen Heilkunde sind die Steigerung der Potenz durch das Gift, dass zu heftigen Erektionen führt, die Libido jedoch nicht steigert. Cantharidenpflaster wurden außerdem zur Behandlung von Arthrose, rheumatischen Erkrankungen, Gicht und Nervenleiden eingesetzt, wie auch bei wiederkehrenden Mittelohrentzündungen, Bluthochdruck (Hypertonie) und Neurodermitis.

Auch zur gezielten Tötung und Vollstreckung von Todesurteilen wurde Cantharis alternativ verwendet, indem das Sekret zum Trinken verabreicht wurde.

Cantharis: Krankheitsbilder und Hauptanwendungsbereiche

Bei folgenden Krankheitsbildern und Anwendungsbereichen kann sich der Einsatz des homöopathischen Mittels Cantharis positiv auf die Beschwerden auswirken.

Reizungen an Haut und Schleimhäuten

Die Hauptanwendungsgebiete für das homöopathische Mittel Cantharis sind Verbrennungen 1. und 2. Grades, Verbrühungen, Sonnenbrände, Sonnenallergien, Gürtelrose oder Hautekzeme (Hautausschläge), die in den meisten Fällen mit Entzündungen, Blasenbildung oder Juckreiz einhergehen. Die hellen Blasen erscheinen in der Regel großflächig und fließen ineinander zusammen. Die begleitenden Schmerzen werden als brennend beschrieben und gehen mit typischen Entzündungszeichen wie Rötung, Hitze und Schwellung einher. Bei der Gürtelrose fühlen sich die betroffenen Stellen wie nach einer Verbrennung an. Die zusammenfließenden Blasen sind groß und gehen mit einem sehr starken Juckreiz einher.

Blasenentzündungen (Zystitis), Entzündungen der ableitenden Harnwege

Cantharis ist das homöopathische Mittel für Blasenentzündungen (Zystitis), die typischerweise mit brennenden und schneidenden Schmerzen während und nach dem Wasserlassen einhergehen. Es besteht ein ständiger Harndrang, der Urin geht jedoch nur tröpfchenweise ab, enthält Blut und verursacht Schmerzen. Die plötzlich entstehenden Entzündungen im Urogenitaltrakt mit brennenden und schneidenden Schmerzen können den Harnleiter, die Harnröhre und das Nierenbecken betreffen. Begleitet werden die Entzündungen von Bauchkrämpfen, Fieberschüben und einem allgemeinen Krankheitsgefühl mit Schwäche.

Leitsymptome des homöopathischen Mittels Cantharis

Menschen, die das homöopathische Mittel Cantharis benötigen, zeigen folgende Leitsymptome:

Schmerzcharakter: stark stechend, schneidend und brennend

Typisches Leitsymptom für das homöopathische Mittel Cantharis sind die stark stechenden, schneidenden und brennenden Schmerzen, mit zusätzlichen akuten Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung, Hitze. Die Schmerzen verbessern sich in Ruhe und durch warme Anwendungen, durch die Berührung mit Wasser jedoch verschlechtern sich die Beschwerden.

Reizung der Haut und Schleimhäute

Reizungen an der Haut und an den Schleimhäuten gehen mit heftigen Entzündungen, Blasenbildung und Juckreiz einher.

Verkrampfungen und brennende Schmerzen im Magen-Darm-Trakt

Charakteristisches Leitsymptom für das Mittel Cantharis sind brennende Schmerzen in unterschiedlichen Bereichen des Verdauungstraktes, die einerseits mit einem brennenden Durstgefühl und andererseits mit einem Ekel vor Wasser und Trinken einhergehen. Magenentzündungen mit brennenden Schmerzen, Durchfälle mit grünem und blutigen Schleim und Erbrechen mit Krämpfen, die zum Zusammenkrümmen zwingen sind weitere Beschwerden, bei denen Cantharis zum Einsatz kommen kann.

Schmerzhafter Harndrang und tröpfchenweise Harnentleerung

Häufiger, schmerzhafter Harndrang wird begleitet von einer nur tröpfchenweisen Harnentleerung. Es brennt dabei wie Feuer und der Urin ist blutig.

Gemütssymptome bei Cantharis

Nervosität, ängstliche Unruhe und Reizbarkeit

Cantharis-Menschen zeigen unruhige, nervöse und reizbare Wesenszüge. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig spiegelt sich diese Unruhe wieder. Sie neigen zu einer ängstlichen Ruhelosigkeit und haben eine Abneigung gegen Berührungen und Annäherungen, wenn sie unter akuten, psychischen Beschwerden leiden. Diese zeigen sich z.B. in einer Furcht vor Wasser, spiegelnden und glänzenden Gegenständen oder einem ausgeprägten Ekel vor Essen, Trinken und Rauchen. Die Stimmung wechselt zudem zwischen Fröhlichkeit und Traurigkeit.

Sensibel, leidenschaftlich und aufbrausend

Menschen, die das homöopathische Mittel benötigen, sind sensible, sehr leidenschaftliche Personen, die aber auch zu heftigen Wutausbrüchen, Ungeduld und Unberechenbarkeit neigen, schnell aufbrausen können und in Auseinandersetzungen gerne handgreiflich werden.

Sinn für Erotik, unersättliches sexuelles Verlangen

Cantharis-Menschen haben nicht nur einen Sinn für Erotik, die erleben akute Wahnzustände sexueller Art und haben ein unersättliches Sexualverlangen, der auch nach dem Koitus nicht gemindert wird. Sie singen mitunter obszöne Lieder, reden über Geschlechtsteile, Urin und Kot.

Modalitäten bei Cantharis

Verschlechterung der Beschwerden

  • Berührung, bereits bei Annäherung
  • Wasserlassen, Anblick von Wasser, Geräusch von Wasser
  • Trinken, kalte Getränke, Kaffee

Verbesserung der Beschwerden

  • Wärme, warme Anwendungen
  • Ruhe, ruhiges Liegen in Rückenlage
  • Reiben der betroffenen Stelle

Cantharis in der Schwangerschaft und Stillzeit

Grundsätzlich werden homöopathische Mittel während der Schwangerschaft und Stillzeit gut vertragen und Nebenwirkungen bleiben weitestgehend aus. Cantharis kommt bei Schwangeren hauptsächlich bei Blasenentzündungen zum Einsatz, die während der Schwangerschaft häufig auftreten können. Stimmen die Symptome der Blasenentzündung mit dem Beschwerdebild von Cantharis überein, ist die Verwendung der homöopathischen Arznei während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit möglich.

Cantharis für Kinder

Cantharis kann in jedem Lebensalter angewendet werden. Bei Säuglingen, Babys und Kleinkindern ist Cantharis ein wichtiges homöopathisches Mittel bei der so genannten Windeldermatitis mit roten, heißen und sehr berührungsempfindlichen Ekzemen, die sich im Kontakt mit Urin verschlimmern. Auch bei der Behandlung von Windpocken, wenn brennende Schmerzen und Juckreiz begleitend auftreten, bei Insektenstichen und Hautreizungen mit Blasenbildung und Juckreiz kann das homöopathische Mittel Cantharis für eine Linderung der Beschwerden sorgen.

Potenzen und Darreichungsformen von Cantharis

Bei einer Selbstbehandlung von akuten Beschwerden sind die typischen Potenzen des homöopathischen Mittels Cantharis die Potenzen D6, D12, C6, C12 und C30. Sie sind in Form von Globuli, Tropfen (Dilution) und Tabletten in den Apotheken erhältlich.

Während der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) bei der Selbstbehandlung von akuten Beschwerden die Potenz C12 für alle homöopathischen Arzneimittel empfiehlt, gibt es in der weiten Literaturlandschaft bezüglich der Wahl der Potenzen bei der Selbstbehandlung verschiedene Empfehlungen: So eignen sich für eine Selbstbehandlung bei einfachen und mäßigen Beschwerden auch die Potenzen D6 und D12, bei akuten Beschwerden die Potenz C30. C30-Potenzen befinden sich meist in den homöopathischen Haus-, Reise-, und Notfallapotheken.

Aufgrund der Giftigkeit des Wirkstoffes Cantharidins sind Potenzen, die kleiner als D6 sind verschreibungspflichtig und sollten nicht bei Kindern, Kleinkindern oder Säuglingen angewendet werden.

Dosierung und Einnahme von Cantharis

Dosierung und Einnahme bei Erwachsenen

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) spricht sich bei der Selbstbehandlung akuter Beschwerden allgemein für die Potenz C12 aus. Eine Gabe entspricht nach der DZVhÄ 2-3 Globuli und bei Bedarf kann die Gabe bis zu viermal am Tag wiederholt werden. Die Globuli sollen während der Einnahme langsam im Mund zergehen und die Wirkung jeder Gabe sollte immer zunächst abgewartet werden, bevor eine weitere Gabe erfolgen soll. Tropfen (Dilution) werden in Wasser gelöst und über einen Plastiklöffel oder einer Pipette in den Mund geträufelt.

Weiter empfiehlt die DZVhÄ, jeweils 15 Minuten vor und nach der Gabe des homöopathischen Mittels möglichst weder zu essen noch zu trinken. Gleiches gilt für Kaugummis, Zigaretten, Zähneputzen und Ähnlichem. Im Idealfall beträgt der Zeitabstand etwa 30 Minuten. Im akuten Fall wird das homöopathische Arzneimittel sofort verabreicht.

Dosierung und Einnahme bei Säuglingen, Babys und Kindern

Die homöopathische Behandlung von Schwangeren und Kindern sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt, der Hebamme oder mit dem Kinderarzt erfolgen.

Allgemein wird empfohlen, dass Säuglinge (bis 12 Monate) pro Gabe 1 Globuli bekommen, Babys (2 bis 3 Jahre) nehmen 2 Globuli ein und größere Kinder (ab 3 Jahre) erhalten wie Erwachsene auch 3 Globuli pro Gabe. Säuglingen und Babys werden die Globuli zum Auflösen in die Wangentasche gegeben.

Homöopathische Tropfen (Dilution) werden üblicherweise in Wasser gelöst und entweder mit einem Plastiklöffel oder eine Pipette direkt in den Mund verabreicht. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass die flüssige Arzneimittelform aus bis zu 62-prozentigem Alkohol besteht und somit nicht für Kinder, Schwangere oder Alkoholkranke eignet ist.